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Die Party


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Rezension von

Thomas Stumpf

Die Party 31. Oktober – Halloween: Zehn alte Schulfreunde werden von ihrem ehemaligen Klassenkameraden Brandon zu einer 80er-Jahre-Halloween-Revivalparty eingeladen. Das letzte gemeinsame Zusammentreffen fand 30 Jahre zuvor statt, 1986, und zwar ebenfalls anlässlich einer Halloweenparty. Doch irgendwas war damals passiert, man hat sich seitdem nicht mehr gesehen. Brandons Familie ist reich, die Eltern mittlerweile verstorben. Er hat geerbt und die Party findet im mondänen Anwesen der Familie statt, natürlich ein abgelegener Glas- und Stahlkasten, hoch auf einem steil abfallenden Felsplateau oberhalb eines reißenden Flusses, umgeben von düsteren Wäldern. Die Zehn treffen ein, die Handys werden in einem Tresor abgelegt (in den Achtzigern gab es die Dinger ja noch nicht), die Party soll losgehen. Doch gleich zum Auftakt ereignet sich eine kleine Überraschung, denn der Gastgeber scheidet auf spektakuläre Weise aus dem Leben. Die Lichter gehen aus, eine Videobotschaft schaltet sich ein und der tote Brandon erteilt posthume Anweisungen. Ein Überlebenskampf beginnt - und mindestens einer unter ihnen spielt falsch. Soweit ein klassisches Thriller-Setting, mehr will ich nicht verraten, um nicht zu spoilern. Jonas Winner bleibt sich treu. Wie schon in seinem Romandebut „Murder Park“ gibt es auch hier eine größere Gruppe von Personen, die an einem mehr oder minder abgelegenen Ort zusammenkommt, dann sehr schnell von der Außenwelt abgeschnitten ist und sich sodann der Plot nach dem überaus bekannten und wenig überraschenden 10-Kleine-Jägermeister-Prinzip abspult. Optisch wird das Ganze dadurch aufgepeppt, dass alle bereits verkleidet in ihren Halloween-Kostümen anrücken. Wir habe die üblichen Verdächtigen: Frankensteins Monster, Freddy Krüger, den Werwolf, Vampirella, den Horrorclown usw. Seltsam fand ich nur, dass sie ihre Kostüme und Masken die ganze Zeit über nicht ablegen, auch nicht beim Sex. Den gibt es in dieser Melange natürlich zwangsläufig, denn nach so langer Zeit bleiben alte Leidenschaften zwischen den Beteiligten nicht außen vor, wenngleich das recht pubertär wirkt. Wie in „Murder Park“ wird auch hier teilweise krass gestorben. Winner bedient sich bekannter Strukturen: Ein wenig „Saw“ hier, ein wenig „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ da, ein bisschen „Scream“ dort. Im Grunde ist „Die Party“ wie auch schon „Murder Park“ ein Slasher-B-Movie in Buchformat. Leicht gelesene Unterhaltung mit Popcorneffekt, viel Blut, ein wenig Sex, filmreife Sterbeszenen und ein ständiges Hin- und Her bezüglich der Motivlage der Beteiligten. Über dreihundert Seiten wird quasi auf jeder neuen Seite ein anderer zum Hauptverdächtigen, bis die Story letztlich aufgeklärt wird. Dabei fällt die mediokere Auflösung im Vergleich zu „Murder Park“ zwar besser aus und der Autor verzichtet diesmal dankenswerterweise auf ein „Ende nach dem Ende“, aber so ganz anfreunden konnte ich mich mit des Rätsels Lösung dennoch nicht. Ein weiteres Problem bleibt auch in „Die Party“ bestehen: Für meinen ganz persönlichen Geschmack gibt es auch in diesem Buch zu viel handelndes Personal für 370 Seiten. Mindestens die ersten 50 Seiten ist man die ganze Zeit über nur damit beschäftigt, sich die Personen zu merken, sich zu behalten, wer wie heißt und noch dazu, wer in welchem Kostüm steckt, um nicht durcheinander zu kommen und alle einordnen zu können. Man kommt gar nicht dazu, eine Bindung zu den Figuren aufzubauen, und dann geht auch schon gleich das Sterben los. Das Buch geht in die Breite, nicht in die Tiefe. Stilistisch hat mich eine Sache wirklich gestört, nämlich in den Dialogen gefühlt jeden fünften Aussagesatz mit einem „Was?“ oder „Ja?“ unterbrechen oder einfach enden zu lassen, um Zweifel und Ungewissheit auszudrücken. Das ist auf die Dauer nervig und zudem wenig elegant. Viel Mühe hat sich der Verfasser damit gegeben, die 80er auferstehen zu lassen. Das Buch ist randvoll mit Verweisen und Anleihen auf Filme, Musik, Büchern und Gimmicks aus der Zeit. Von Madonna über E.T. bis zu Rubiks Zauberwürfel taucht so ziemlich alles auf, was man aus den Achtzigern kennt und liebt, vor allem, wenn man selbst in ihnen groß geworden ist. Das alleine hat bereits eine Menge Spaß gemacht und verleiht dem Ganzen einen speziellen Charme. Wie das bei U-40-Lesern wirkt, vermag ich natürlich nicht zu sagen. Teilweise erfolgt die Einführung dieses Zeitkolorits recht subtil, etwa über die kurze Anmerkung eines aufgehängten Posters oder eines Gegenstands, manchmal aber auch etwas erzwungen und plump, wenn einfach Fragekarten aus einem 80er-Jahre-Quiz vorgelesen werden. Insgesamt ein mäßig spannendes, schnell verdautes Buch mit einigen spektakulären Abtrittsszenen und nostalgischem Zeitkolorit. Der Roman lebt mehr vom Setting als von der Handlung, wie das bei Slasher-Thrillern häufig der Fall ist.

31. Oktober – Halloween: Zehn alte Schulfreunde werden von ihrem ehemaligen Klassenkameraden Brandon zu einer 80er-Jahre-Halloween-Revivalparty eingeladen. Das letzte gemeinsame Zusammentreffen fand 30 Jahre zuvor statt, 1986, und zwar ebenfalls anlässlich einer Halloweenparty. Doch irgendwas war damals passiert, man hat sich seitdem nicht mehr gesehen.

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Brandons Familie ist reich, die Eltern mittlerweile verstorben. Er hat geerbt und die Party findet im mondänen Anwesen der Familie statt, natürlich ein abgelegener Glas- und Stahlkasten, hoch auf einem steil abfallenden Felsplateau oberhalb eines reißenden Flusses, umgeben von düsteren Wäldern. Die Zehn treffen ein, die Handys werden in einem Tresor abgelegt (in den Achtzigern gab es die Dinger ja noch nicht), die Party soll losgehen. Doch gleich zum Auftakt ereignet sich eine kleine Überraschung, denn der Gastgeber scheidet auf spektakuläre Weise aus dem Leben. Die Lichter gehen aus, eine Videobotschaft schaltet sich ein und der tote Brandon erteilt posthume Anweisungen. Ein Überlebenskampf beginnt - und mindestens einer unter ihnen spielt falsch. Soweit ein klassisches Thriller-Setting, mehr will ich nicht verraten, um nicht zu spoilern.

Jonas Winner bleibt sich treu. Wie schon in seinem Romandebut „Murder Park“ gibt es auch hier eine größere Gruppe von Personen, die an einem mehr oder minder abgelegenen Ort zusammenkommt, dann sehr schnell von der Außenwelt abgeschnitten ist und sich sodann der Plot nach dem überaus bekannten und wenig überraschenden 10-Kleine-Jägermeister-Prinzip abspult.

Optisch wird das Ganze dadurch aufgepeppt, dass alle bereits verkleidet in ihren Halloween-Kostümen anrücken. Wir habe die üblichen Verdächtigen: Frankensteins Monster, Freddy Krüger, den Werwolf, Vampirella, den Horrorclown usw. Seltsam fand ich nur, dass sie ihre Kostüme und Masken die ganze Zeit über nicht ablegen, auch nicht beim Sex. Den gibt es in dieser Melange natürlich zwangsläufig, denn nach so langer Zeit bleiben alte Leidenschaften zwischen den Beteiligten nicht außen vor, wenngleich das recht pubertär wirkt.

Wie in „Murder Park“ wird auch hier teilweise krass gestorben. Winner bedient sich bekannter Strukturen: Ein wenig „Saw“ hier, ein wenig „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ da, ein bisschen „Scream“ dort. Im Grunde ist „Die Party“ wie auch schon „Murder Park“ ein Slasher-B-Movie in Buchformat. Leicht gelesene Unterhaltung mit Popcorneffekt, viel Blut, ein wenig Sex, filmreife Sterbeszenen und ein ständiges Hin- und Her bezüglich der Motivlage der Beteiligten. Über dreihundert Seiten wird quasi auf jeder neuen Seite ein anderer zum Hauptverdächtigen, bis die Story letztlich aufgeklärt wird. Dabei fällt die mediokere Auflösung im Vergleich zu „Murder Park“ zwar besser aus und der Autor verzichtet diesmal dankenswerterweise auf ein „Ende nach dem Ende“, aber so ganz anfreunden konnte ich mich mit des Rätsels Lösung dennoch nicht.

Ein weiteres Problem bleibt auch in „Die Party“ bestehen: Für meinen ganz persönlichen Geschmack gibt es auch in diesem Buch zu viel handelndes Personal für 370 Seiten. Mindestens die ersten 50 Seiten ist man die ganze Zeit über nur damit beschäftigt, sich die Personen zu merken, sich zu behalten, wer wie heißt und noch dazu, wer in welchem Kostüm steckt, um nicht durcheinander zu kommen und alle einordnen zu können. Man kommt gar nicht dazu, eine Bindung zu den Figuren aufzubauen, und dann geht auch schon gleich das Sterben los. Das Buch geht in die Breite, nicht in die Tiefe.

Stilistisch hat mich eine Sache wirklich gestört, nämlich in den Dialogen gefühlt jeden fünften Aussagesatz mit einem „Was?“ oder „Ja?“ unterbrechen oder einfach enden zu lassen, um Zweifel und Ungewissheit auszudrücken. Das ist auf die Dauer nervig und zudem wenig elegant.

Viel Mühe hat sich der Verfasser damit gegeben, die 80er auferstehen zu lassen. Das Buch ist randvoll mit Verweisen und Anleihen auf Filme, Musik, Büchern und Gimmicks aus der Zeit. Von Madonna über E.T. bis zu Rubiks Zauberwürfel taucht so ziemlich alles auf, was man aus den Achtzigern kennt und liebt, vor allem, wenn man selbst in ihnen groß geworden ist. Das alleine hat bereits eine Menge Spaß gemacht und verleiht dem Ganzen einen speziellen Charme. Wie das bei U-40-Lesern wirkt, vermag ich natürlich nicht zu sagen. Teilweise erfolgt die Einführung dieses Zeitkolorits recht subtil, etwa über die kurze Anmerkung eines aufgehängten Posters oder eines Gegenstands, manchmal aber auch etwas erzwungen und plump, wenn einfach Fragekarten aus einem 80er-Jahre-Quiz vorgelesen werden.

Insgesamt ein mäßig spannendes, schnell verdautes Buch mit einigen spektakulären Abtrittsszenen und nostalgischem Zeitkolorit. Der Roman lebt mehr vom Setting als von der Handlung, wie das bei Slasher-Thrillern häufig der Fall ist.

geschrieben am 24.10.2018 | 719 Wörter | 4104 Zeichen

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