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Geschichte der Völkerwanderung: Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert n.Chr.


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Rezension von

Adrian Witt

Geschichte der Völkerwanderung: Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert n.Chr. Mit Beginn der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 wurde im politischen Diskurs neben den Ursachen oft auch die Gefahr einer neuzeitlichen Völkerwanderung thematisiert, die, spiegelbildlich für das Ende des Weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert, auch den künftigen Untergang der abendländischen Zivilisation zur Folge haben könnte. Aus diesem Grund erscheint eine zeitgemäße Untersuchung des Begriffs sinnvoll und begrüßenswert. Obwohl Flucht und Vertreibung von Millionen von Menschen keine neuzeitlichen Phänomene sind, die gerade mit Blick auf den sogenannten Arabischen Frühling, den Bürgerkrieg in Syrien seit 2011 oder auch die verzweifelten Fluchtversuche aus Nordafrika über das Mittelmeer erst in den letzten Jahren an traurige Aktualität gewonnen haben, unterscheiden sich die Rahmenbedingungen, unter denen sich die Völkerwanderung einst vollzogen hat, gegenüber den Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit in einem Ausmaß, das wohl größer nicht sein könnte. Das bedeutet nicht, dass dies Vergleiche grundsätzlich unmöglich macht, wie bereits verschiedene Publikationen über den Einfall der Hunnen (Spätantike) und Mongolen (Mittelalter) oder die vielen Expansionsbestrebungen unter den Arabern im Westen (Islamische Expansion über die Iberische Halbinsel hinaus) und die türkischen Belagerungen von Wien durch das Osmanische Reich von Osten her bewiesen haben. Jedoch sind derartige Bemühungen methodisch diffizil und haben zumeist auch mit Parametern und Faktoren zu operieren, die auf Grund ihrer Komplexität nicht nur schwierig zu erfassen sind, sondern sich zudem auch in ihrer Wirkungsgeschichte über viele Jahrhunderte erstrecken können. Wenn man sich das erste Mal mit dem Begriff der Völkerwanderung auseinandersetzt, dann spricht man zumeist von einer Übergangsphase, die in der Spätantike mit dem Einfall der Hunnen in Europa um das Jahr 375 n. Chr. ihren Anfang nahm und bis zum Einfall der Langobarden in Italien im Jahr 568 n. Chr. reicht. Geprägt war diese Phase der europäischen Frühgeschichte von einer kontinentalen Migrationsbewegung unterschiedlicher Volksgruppen und Stammesverbände, die sich auf Grund sich verändernder klimatischer Bedingungen, Missernten und der Gefahr durch die Hunnen genötigt sahen, ihre angestammte Heimat zu verlassen und sich weiter westlich ein neues Leben aufzubauen. Im Zuge dieser Entwicklung geriet der westliche Teil des Imperium Romanum, das seit dem Jahr 395 n. Chr. de facto in das Weströmische Reich und das Oströmische Reich geteilt war, immer häufiger in Bedrängnis und brach schließlich unter der Last der von außen wirkenden Kräfte zusammen, was in der Eroberung Roms durch den germanischen Heerführer Odoaker und der Absetzung des letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus im Jahr 476 n. Chr. seinen traurigen Höhepunkt fand. So zumindest die grob zusammengefasste Lehrmeinung der Geschichtswissenschaft, von der sich im deutschsprachigen Raum seit Ernst Stein (1891 bis 1945) und seinem im Jahr 1928 veröffentlichten Werk „Geschichte des spätrömischen Reiches“ niemand mehr so richtig an eine Gesamtdarstellung der Spätantike und des frühen Mittelalters gewagt hat. Nun liegt allerdings mit der im C.H.Beck Verlag erschienenen Publikation „Die Geschichte der Völkerwanderung“ vom Althistoriker Mischa Meier eine neue Gesamtdarstellung der Völkerwanderung vor, die diese nicht nur zwischen Mitte des 3. bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts n. Chr. einordnet, sondern auch auf den frühmittelalterlichen lateinischen Westen in Nordafrika, das nach dem Fall Roms fortbestehende oströmische Reich sowie auf die sich formierende islamische Welt bis zum Ende der Umayyaden im Jahr 750 n. Chr. eingeht. Dabei hat Mischa Meier entlang der gedanklichen Leitmotive einer Liturgisierung und Militarisierung der Gesellschaften zwischen Britannien und Mesopotamien ein sich auf 1104 Seiten erstreckendes und in 12 Kapiteln unterteiltes Meisterwerk geschaffen, das die neuesten historischen Erkenntnisse umfasst und zugleich auch auf der Höhe unserer Zeit geschrieben ist. In diesem finden interessierte Leser nach einer monumentalen Einleitung, die sich über 100 Seiten erstreckt, eine interdisziplinäre Abhandlung, in der alte Geschichte und Mediävistik, provinzialrömische und christliche Archäologie, verschiedene Philologien sowie diverse naturwissenschaftliche Forschungsfelder, wie die historische Klimaforschung und Archäogenetik, in allen nur erdenklichen Einzelheiten behandelt werden. Doch auch die äußerst vielfältige historische, archäologische und theologische Forschung mit all ihren Besonderheiten, Kontroversen, Problemen und Schwierigkeiten kommen hierbei zur Geltung, indem diese in einem gesonderten, 500 Seiten umfassenden Abschnitt, in bemerkenswerter Breite und Schäfte abgebildet werden. In diesem Kontext stehen auch die Ausführungen, die sich der Klärung des Begriffs der Völkerwanderung widmen, zumal dieser bis heute in der Forschung nicht umstritten ist und nach wie vor zur Diskussion steht, ob zu jener Zeit bereits von Völkern gesprochen werden darf und ob statt von einem Untergang viel eher von einer Transformation der alten römischen Welt gesprochen werden muss. Diesbezüglich gliedert sich die Publikation von Mischa Meier auch nicht nach Völkern, wie es sich zunächst vielleicht vermuten ließe. Vielmehr erklärt der Autor, dass Goten, Hunnen, Vandalen und Awaren nicht als festgefügte ethnische Verbände zu verstehen sind, sondern an den Rändern unscharfe und häufig einem raschen Wandel unterworfene Identitätsgruppen waren, die ein gemeinsames Ziel verfolgten und demzufolge zusammenarbeiteten. Für diesen identitären Zusammenhalt, so Maier, waren nicht nur Herkunft oder Sprache entscheidende Kriterien, sondern auch Fremdzuschreibungen der imperialen Eliten. So wanderten die Verbände nicht einfach nur von A nach B, sondern führten komplexe Migrationen aus unterschiedlichsten Gründen durch. Demnach ist die Völkerwanderung vor allem als ein „permanenter Aushandlungsprozess um Zugehörigkeit und Abgrenzung“ (S. 362) zu verstehen. Ungewöhnlicher erscheint dagegen, dass Mischa Meier in seinen Ausführungen neben den germanischen Volksgruppen und Stammesverbände auch Slawen, Berber und Araber in seine Forschung miteinbezogen hat und seine Publikation über die Völkerwanderung mit dem Kampf Byzanz gegen die Awaren, Slawen und Perser beginnen lässt, die im Jahr 626 n. Chr. die Stadt Konstantinopel mit einer Streitmacht von bis zu 130.000 Kriegern belagert haben. Dabei bildet die Gesamtheit des einstigen Imperium Romanum die Klammer oder den Rahmen einer sich im gesamten Mittelmeerraum abspielenden Tragödie nach griechischem Vorbild, die die Geschichte der Völkerwanderung als ein komplexes Wechselspiel zwischen römischer Politik und den unzivilisierten Barbaren verstehen lässt, die sich zunächst jenseits der Grenzen des Imperiums, später zunehmend auch innerhalb der römischen Einflusssphäre, zugetragen hat. Zeitlich gesehen liegt der Schwerpunkt der von Mischa Meier zusammengetragenen Darstellung der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert n. Chr., die von der Ankunft der Hunnen in Osteuropa am Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. bis zum weitgehenden Scheitern der byzantinischen Reconquista des ehemaligen weströmischen Reichsteils in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. reicht. Aber auch jüngere Ereignisse, wie die Ankunft der Awaren in Europa, das Ende des Sassanidenreichs, der Aufstieg des Islams sowie die Expansion der Slawen, werden ausführlich dargestellt. Dabei geht er u.a. auch auf die wachsende Entfremdung zwischen Ost und West ein, wie auch auf die vielseitige und wandelbare Struktur der zahlreichen barbarischen Gruppen, die im Einzelnen den römischen Legionen nichts entgegensetzen konnten, aber im Sinne einer sich stetig wechselnden Bündnispolitik zu einer ernsthaften Bedrohung für das Reich wurden, das – je nach Auslegung – immerhin über 1.200 Jahre (Weströmisches Reich) oder mehr als 2.200 Jahre (Oströmisches Reich / Byzanz) existiert hat. Auch wenn die imposante Fülle an Informationen, die Mischa Meier in seiner Publikation über die „Geschichte der Völkerwanderung“ zusammenträgt und durch die Einbeziehung unterschiedlicher Forschungsdisziplinen den Leser an die Grenzen seiner Aufnahmefähigkeit zu bringen vermag, so kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass er mit dieser ein neues Standardwerk geschaffen hat, das höchsten wissenschaftlichen Anforderungen entspricht. Dabei ist der Versuch, die Zeit der Völkerwanderung nicht nur als einen Konflikt zwischen Römern und Barbaren, sondern vielmehr als einen Transformationsprozess zu verstehen, als ein richtungsweisender Ansatz von entscheidender Bedeutung, der auf Grund seiner Aktualität in weiten Teilen für die Gegenwart und die Zukunft auch auf höchster politischer und wirtschaftlicher Ebene von großer Relevanz sein dürfte.

Mit Beginn der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 wurde im politischen Diskurs neben den Ursachen oft auch die Gefahr einer neuzeitlichen Völkerwanderung thematisiert, die, spiegelbildlich für das Ende des Weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert, auch den künftigen Untergang der abendländischen Zivilisation zur Folge haben könnte. Aus diesem Grund erscheint eine zeitgemäße Untersuchung des Begriffs sinnvoll und begrüßenswert.

Obwohl Flucht und Vertreibung von Millionen von Menschen keine neuzeitlichen Phänomene sind, die gerade mit Blick auf den sogenannten Arabischen Frühling, den Bürgerkrieg in Syrien seit 2011 oder auch die verzweifelten Fluchtversuche aus Nordafrika über das Mittelmeer erst in den letzten Jahren an traurige Aktualität gewonnen haben, unterscheiden sich die Rahmenbedingungen, unter denen sich die Völkerwanderung einst vollzogen hat, gegenüber den Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit in einem Ausmaß, das wohl größer nicht sein könnte. Das bedeutet nicht, dass dies Vergleiche grundsätzlich unmöglich macht, wie bereits verschiedene Publikationen über den Einfall der Hunnen (Spätantike) und Mongolen (Mittelalter) oder die vielen Expansionsbestrebungen unter den Arabern im Westen (Islamische Expansion über die Iberische Halbinsel hinaus) und die türkischen Belagerungen von Wien durch das Osmanische Reich von Osten her bewiesen haben. Jedoch sind derartige Bemühungen methodisch diffizil und haben zumeist auch mit Parametern und Faktoren zu operieren, die auf Grund ihrer Komplexität nicht nur schwierig zu erfassen sind, sondern sich zudem auch in ihrer Wirkungsgeschichte über viele Jahrhunderte erstrecken können.

Wenn man sich das erste Mal mit dem Begriff der Völkerwanderung auseinandersetzt, dann spricht man zumeist von einer Übergangsphase, die in der Spätantike mit dem Einfall der Hunnen in Europa um das Jahr 375 n. Chr. ihren Anfang nahm und bis zum Einfall der Langobarden in Italien im Jahr 568 n. Chr. reicht. Geprägt war diese Phase der europäischen Frühgeschichte von einer kontinentalen Migrationsbewegung unterschiedlicher Volksgruppen und Stammesverbände, die sich auf Grund sich verändernder klimatischer Bedingungen, Missernten und der Gefahr durch die Hunnen genötigt sahen, ihre angestammte Heimat zu verlassen und sich weiter westlich ein neues Leben aufzubauen. Im Zuge dieser Entwicklung geriet der westliche Teil des Imperium Romanum, das seit dem Jahr 395 n. Chr. de facto in das Weströmische Reich und das Oströmische Reich geteilt war, immer häufiger in Bedrängnis und brach schließlich unter der Last der von außen wirkenden Kräfte zusammen, was in der Eroberung Roms durch den germanischen Heerführer Odoaker und der Absetzung des letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus im Jahr 476 n. Chr. seinen traurigen Höhepunkt fand. So zumindest die grob zusammengefasste Lehrmeinung der Geschichtswissenschaft, von der sich im deutschsprachigen Raum seit Ernst Stein (1891 bis 1945) und seinem im Jahr 1928 veröffentlichten Werk „Geschichte des spätrömischen Reiches“ niemand mehr so richtig an eine Gesamtdarstellung der Spätantike und des frühen Mittelalters gewagt hat. Nun liegt allerdings mit der im C.H.Beck Verlag erschienenen Publikation „Die Geschichte der Völkerwanderung“ vom Althistoriker Mischa Meier eine neue Gesamtdarstellung der Völkerwanderung vor, die diese nicht nur zwischen Mitte des 3. bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts n. Chr. einordnet, sondern auch auf den frühmittelalterlichen lateinischen Westen in Nordafrika, das nach dem Fall Roms fortbestehende oströmische Reich sowie auf die sich formierende islamische Welt bis zum Ende der Umayyaden im Jahr 750 n. Chr. eingeht.

Dabei hat Mischa Meier entlang der gedanklichen Leitmotive einer Liturgisierung und Militarisierung der Gesellschaften zwischen Britannien und Mesopotamien ein sich auf 1104 Seiten erstreckendes und in 12 Kapiteln unterteiltes Meisterwerk geschaffen, das die neuesten historischen Erkenntnisse umfasst und zugleich auch auf der Höhe unserer Zeit geschrieben ist. In diesem finden interessierte Leser nach einer monumentalen Einleitung, die sich über 100 Seiten erstreckt, eine interdisziplinäre Abhandlung, in der alte Geschichte und Mediävistik, provinzialrömische und christliche Archäologie, verschiedene Philologien sowie diverse naturwissenschaftliche Forschungsfelder, wie die historische Klimaforschung und Archäogenetik, in allen nur erdenklichen Einzelheiten behandelt werden. Doch auch die äußerst vielfältige historische, archäologische und theologische Forschung mit all ihren Besonderheiten, Kontroversen, Problemen und Schwierigkeiten kommen hierbei zur Geltung, indem diese in einem gesonderten, 500 Seiten umfassenden Abschnitt, in bemerkenswerter Breite und Schäfte abgebildet werden. In diesem Kontext stehen auch die Ausführungen, die sich der Klärung des Begriffs der Völkerwanderung widmen, zumal dieser bis heute in der Forschung nicht umstritten ist und nach wie vor zur Diskussion steht, ob zu jener Zeit bereits von Völkern gesprochen werden darf und ob statt von einem Untergang viel eher von einer Transformation der alten römischen Welt gesprochen werden muss. Diesbezüglich gliedert sich die Publikation von Mischa Meier auch nicht nach Völkern, wie es sich zunächst vielleicht vermuten ließe. Vielmehr erklärt der Autor, dass Goten, Hunnen, Vandalen und Awaren nicht als festgefügte ethnische Verbände zu verstehen sind, sondern an den Rändern unscharfe und häufig einem raschen Wandel unterworfene Identitätsgruppen waren, die ein gemeinsames Ziel verfolgten und demzufolge zusammenarbeiteten. Für diesen identitären Zusammenhalt, so Maier, waren nicht nur Herkunft oder Sprache entscheidende Kriterien, sondern auch Fremdzuschreibungen der imperialen Eliten. So wanderten die Verbände nicht einfach nur von A nach B, sondern führten komplexe Migrationen aus unterschiedlichsten Gründen durch. Demnach ist die Völkerwanderung vor allem als ein „permanenter Aushandlungsprozess um Zugehörigkeit und Abgrenzung“ (S. 362) zu verstehen. Ungewöhnlicher erscheint dagegen, dass Mischa Meier in seinen Ausführungen neben den germanischen Volksgruppen und Stammesverbände auch Slawen, Berber und Araber in seine Forschung miteinbezogen hat und seine Publikation über die Völkerwanderung mit dem Kampf Byzanz gegen die Awaren, Slawen und Perser beginnen lässt, die im Jahr 626 n. Chr. die Stadt Konstantinopel mit einer Streitmacht von bis zu 130.000 Kriegern belagert haben. Dabei bildet die Gesamtheit des einstigen Imperium Romanum die Klammer oder den Rahmen einer sich im gesamten Mittelmeerraum abspielenden Tragödie nach griechischem Vorbild, die die Geschichte der Völkerwanderung als ein komplexes Wechselspiel zwischen römischer Politik und den unzivilisierten Barbaren verstehen lässt, die sich zunächst jenseits der Grenzen des Imperiums, später zunehmend auch innerhalb der römischen Einflusssphäre, zugetragen hat. Zeitlich gesehen liegt der Schwerpunkt der von Mischa Meier zusammengetragenen Darstellung der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert n. Chr., die von der Ankunft der Hunnen in Osteuropa am Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. bis zum weitgehenden Scheitern der byzantinischen Reconquista des ehemaligen weströmischen Reichsteils in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. reicht. Aber auch jüngere Ereignisse, wie die Ankunft der Awaren in Europa, das Ende des Sassanidenreichs, der Aufstieg des Islams sowie die Expansion der Slawen, werden ausführlich dargestellt. Dabei geht er u.a. auch auf die wachsende Entfremdung zwischen Ost und West ein, wie auch auf die vielseitige und wandelbare Struktur der zahlreichen barbarischen Gruppen, die im Einzelnen den römischen Legionen nichts entgegensetzen konnten, aber im Sinne einer sich stetig wechselnden Bündnispolitik zu einer ernsthaften Bedrohung für das Reich wurden, das – je nach Auslegung – immerhin über 1.200 Jahre (Weströmisches Reich) oder mehr als 2.200 Jahre (Oströmisches Reich / Byzanz) existiert hat.

Auch wenn die imposante Fülle an Informationen, die Mischa Meier in seiner Publikation über die „Geschichte der Völkerwanderung“ zusammenträgt und durch die Einbeziehung unterschiedlicher Forschungsdisziplinen den Leser an die Grenzen seiner Aufnahmefähigkeit zu bringen vermag, so kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass er mit dieser ein neues Standardwerk geschaffen hat, das höchsten wissenschaftlichen Anforderungen entspricht. Dabei ist der Versuch, die Zeit der Völkerwanderung nicht nur als einen Konflikt zwischen Römern und Barbaren, sondern vielmehr als einen Transformationsprozess zu verstehen, als ein richtungsweisender Ansatz von entscheidender Bedeutung, der auf Grund seiner Aktualität in weiten Teilen für die Gegenwart und die Zukunft auch auf höchster politischer und wirtschaftlicher Ebene von großer Relevanz sein dürfte.

geschrieben am 12.03.2022 | 1210 Wörter | 7624 Zeichen

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