Navigation

Seiten der Rubrik "Bücher"


Google Anzeigen

Anzeigen

Bücher

Locke & Key, Bd. 1: Willkommen in Lovecraft


Statistiken
  • 6169 Aufrufe

Informationen zum Buch
  ISBN
  Buchreihe
  Autoren
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Frank Drehmel

Willkommen in Lovecraft Mit der Familienidylle ist es schlagartig vorbei, als der soziopathische Mörder Sam Lesser und sein Kumpel Al in das Haus der Lockes eindringen, Vater Rendell erschießen, Mutter Nina vergewaltigen und versuchen, die drei Kinder – Tyler, Kinsey und Bode – ebenfalls zu ermorden. Zwar gelingt es Nina und Tyler, die beiden Verbrecher zu überwältigen, doch die Traumata der Überlebenden sind so tief, dass sie der Einladung Onkel Duncans auf die kleine neuenglische Halbinsel Lovecraft folgen, um in der Abgeschiedenheit innerlich zur Ruhe zu kommen. Das Keyhouse, wo Rendell Locke einst lebte und das später Duncan als neuen Bewohner „erwählte“, scheint der passende Ort, um das Erlebte zu überwinden, doch das Haus birgt viele Geheimnisse. Zunächst sind da die zahlreichen Türen, die einen, falls man den richtigen Schlüssel besitzt und sie durchschreitet, in fremde Welten führen, einen beispielsweise in einen Geist oder einen Piraten verwandeln oder einen das Geschlecht wechseln lassen. Das zweite Geheimnis ist das bösartige, uralte Wesen, das gefangen in einem tiefen Brunnen darauf lauert, befreit zu werden. Während der kleine Bode sich abgesehen von gelegentlichen bösen Träumen auch deshalb schnell mit der neuen Situation der Familie anfreundet, weil er den Schlüssel zu einer der Tür findet und fortan als Geist losgelöst von seinem Körper auf Erkundung gehen kann, gestaltet sich der Neubeginn für den Rest der Familie dornenreicher. Der fast erwachsene Tyler verfällt in Depressionen und wird zusehends aggressiver, Tochter Kinsey wird immer wieder von Alpträumen sowie dem Gefühl des Ausgeliefertseins heimgesucht und fühlt sich in der neuen Schule als Außenseiterin, während die Mutter beginnt, im Alkohol Trost zu suchen. In dieser Situation, in der alle mit Ausnahme Bodes schwer an ihrem Kreuz tragen haben und eher auf sich fixiert sind, versucht das uralte Böse, den kleinen Jungen zu manipulieren, damit er den Überall-Schlüssel sucht, welcher der Kreatur die Tür ihres Gefängnisses öffnet. Und ein weiteres Damokles-Schwert schwebt über der Familie Locke: Sam Lesser, dem es gelungen ist, aus der Jugendhaftanstalt zu fliehen, und der sich auf den Leichen gepflasterten Weg nach Lovecraft gemacht hat! Autor Joe Hill alias Joseph Hillstrom King ist – man mag es angesichts der originellen und fesselnden Story kaum glauben – der Sohn von ... Stephen (und Tabitha) King. Nicht dass es von Bedeutung wäre, aber der Vollständigkeit halber soll es nicht unerwähnt bleiben. Mit „Locke & Key“, seinem Comic-Debut, gelang es ihm nicht nur, bei Kritikern zu reüssieren, die Serie brachte Hill und Rodriguez 2009 zu Recht eine „Eisner Award“-Nominierung in der Kategorie „Best Limited Series“ sowie Hill alleine eine als „Best Writer“ ein. Die Story ist in mehrerer Hinsicht überzeugend. Zum Ersten wirkt das gesamte Setting frisch und originell, obgleich die Tür, die in eine Parallelwelt führt, in der Phantastik schon seit Langem ein gängiges, symbolschwangeres Motiv darstellt. Was Hills Ansatz besonders macht, ist neben der bloßen Anzahl der Durchgänge vor allem die Tatsache, dass die Personen nicht einfach nur die Welt wechseln, sondern dabei jedesmal auch eine körperliche Metamorphose erfahren. Die zweite Besonderheit liegt in der verschachtelten Erzählstruktur, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herspringt, dadurch immer wieder das Tempo aus der Geschichte nimmt und so den Leser zwingt, sich mit den Charakteren auseinanderzusetzen. Damit eng verknüpft ist eine exzellente Psychologisierung von Figuren und Handlungszusammenhängen, die den Protagonisten eine für beeindruckende Vielschichtigkeit verleiht. Und zu guter Letzt gelingt es dem Autor, eine bedrohliche, mystische Stimmung zu erzeugen, ohne die Natur der Gefahr detailliert zu enthüllen. Ähnlich famos wie Hills Story ist das Artwork Gabriel Rodriguez'. Der klare Strich, der Detailreichtum sowie mit Akkuratesse gezeichnete Accessoires sorgen für einen hohen Realismus, während die an Mangas erinnernde Überbetonung der Augen in ansonsten vergleichsweise natürlich proportionierten Gesichtern ein hohes Maß an Emotionalität generiert, die den Leser fast hypnotisch in ihren Bann zieht. Neben der expliziten Darstellung von Gewalt ist es die dunkle Koloration, die mit ihren ins Schmutzige spielenden wenigen Buntfarben sowie den zahlreichen Braun- und Grautönen auch visuell eine bedrückend-bedrohliche Atmosphäre schafft. Fazit: Brutal, düster, komplex, mit psychologisch ausgefeilten Charakteren und einem exzellenten Artwork stellt „Willkommen in Lovecraft“ ein weiteres Highlight im Panini-Programm dar. Unbedingt empfehlenswert.

Mit der Familienidylle ist es schlagartig vorbei, als der soziopathische Mörder Sam Lesser und sein Kumpel Al in das Haus der Lockes eindringen, Vater Rendell erschießen, Mutter Nina vergewaltigen und versuchen, die drei Kinder – Tyler, Kinsey und Bode – ebenfalls zu ermorden. Zwar gelingt es Nina und Tyler, die beiden Verbrecher zu überwältigen, doch die Traumata der Überlebenden sind so tief, dass sie der Einladung Onkel Duncans auf die kleine neuenglische Halbinsel Lovecraft folgen, um in der Abgeschiedenheit innerlich zur Ruhe zu kommen.

weitere Rezensionen von Frank Drehmel

#
rezensiert seit
Buchtitel
1
18.02.2018
4
18.02.2018
5
18.02.2018

Das Keyhouse, wo Rendell Locke einst lebte und das später Duncan als neuen Bewohner „erwählte“, scheint der passende Ort, um das Erlebte zu überwinden, doch das Haus birgt viele Geheimnisse. Zunächst sind da die zahlreichen Türen, die einen, falls man den richtigen Schlüssel besitzt und sie durchschreitet, in fremde Welten führen, einen beispielsweise in einen Geist oder einen Piraten verwandeln oder einen das Geschlecht wechseln lassen. Das zweite Geheimnis ist das bösartige, uralte Wesen, das gefangen in einem tiefen Brunnen darauf lauert, befreit zu werden.

Während der kleine Bode sich abgesehen von gelegentlichen bösen Träumen auch deshalb schnell mit der neuen Situation der Familie anfreundet, weil er den Schlüssel zu einer der Tür findet und fortan als Geist losgelöst von seinem Körper auf Erkundung gehen kann, gestaltet sich der Neubeginn für den Rest der Familie dornenreicher. Der fast erwachsene Tyler verfällt in Depressionen und wird zusehends aggressiver, Tochter Kinsey wird immer wieder von Alpträumen sowie dem Gefühl des Ausgeliefertseins heimgesucht und fühlt sich in der neuen Schule als Außenseiterin, während die Mutter beginnt, im Alkohol Trost zu suchen.

In dieser Situation, in der alle mit Ausnahme Bodes schwer an ihrem Kreuz tragen haben und eher auf sich fixiert sind, versucht das uralte Böse, den kleinen Jungen zu manipulieren, damit er den Überall-Schlüssel sucht, welcher der Kreatur die Tür ihres Gefängnisses öffnet.

Und ein weiteres Damokles-Schwert schwebt über der Familie Locke: Sam Lesser, dem es gelungen ist, aus der Jugendhaftanstalt zu fliehen, und der sich auf den Leichen gepflasterten Weg nach Lovecraft gemacht hat!

Autor Joe Hill alias Joseph Hillstrom King ist – man mag es angesichts der originellen und fesselnden Story kaum glauben – der Sohn von ... Stephen (und Tabitha) King. Nicht dass es von Bedeutung wäre, aber der Vollständigkeit halber soll es nicht unerwähnt bleiben. Mit „Locke & Key“, seinem Comic-Debut, gelang es ihm nicht nur, bei Kritikern zu reüssieren, die Serie brachte Hill und Rodriguez 2009 zu Recht eine „Eisner Award“-Nominierung in der Kategorie „Best Limited Series“ sowie Hill alleine eine als „Best Writer“ ein.

Die Story ist in mehrerer Hinsicht überzeugend. Zum Ersten wirkt das gesamte Setting frisch und originell, obgleich die Tür, die in eine Parallelwelt führt, in der Phantastik schon seit Langem ein gängiges, symbolschwangeres Motiv darstellt. Was Hills Ansatz besonders macht, ist neben der bloßen Anzahl der Durchgänge vor allem die Tatsache, dass die Personen nicht einfach nur die Welt wechseln, sondern dabei jedesmal auch eine körperliche Metamorphose erfahren. Die zweite Besonderheit liegt in der verschachtelten Erzählstruktur, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herspringt, dadurch immer wieder das Tempo aus der Geschichte nimmt und so den Leser zwingt, sich mit den Charakteren auseinanderzusetzen. Damit eng verknüpft ist eine exzellente Psychologisierung von Figuren und Handlungszusammenhängen, die den Protagonisten eine für beeindruckende Vielschichtigkeit verleiht. Und zu guter Letzt gelingt es dem Autor, eine bedrohliche, mystische Stimmung zu erzeugen, ohne die Natur der Gefahr detailliert zu enthüllen.

Ähnlich famos wie Hills Story ist das Artwork Gabriel Rodriguez'. Der klare Strich, der Detailreichtum sowie mit Akkuratesse gezeichnete Accessoires sorgen für einen hohen Realismus, während die an Mangas erinnernde Überbetonung der Augen in ansonsten vergleichsweise natürlich proportionierten Gesichtern ein hohes Maß an Emotionalität generiert, die den Leser fast hypnotisch in ihren Bann zieht. Neben der expliziten Darstellung von Gewalt ist es die dunkle Koloration, die mit ihren ins Schmutzige spielenden wenigen Buntfarben sowie den zahlreichen Braun- und Grautönen auch visuell eine bedrückend-bedrohliche Atmosphäre schafft.

Fazit: Brutal, düster, komplex, mit psychologisch ausgefeilten Charakteren und einem exzellenten Artwork stellt „Willkommen in Lovecraft“ ein weiteres Highlight im Panini-Programm dar. Unbedingt empfehlenswert.

geschrieben am 19.09.2009 | 673 Wörter | 3965 Zeichen

Kommentare lesen Kommentar schreiben

Kommentare zur Rezension (0)

Platz für Anregungen und Ergänzungen