ISBN | 3551736502 | |
Autoren | Jean-Pierre Filiu , Cyrille Pomes | |
Verlag | Carlsen Comics | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 112 | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Extras | - |
Es ist der 17. Dezember 2010, als im tunesischen Sidi Bouzid von der Polizei der Karren des jungen Gemüsehändlers Mohammed Bouazizi beschlagnahmt wird. Seine gesamte Ware und somit Lebensgrundlage, also 7 Kilo Bananen und 5 Kartons mit Äpfeln und Birnen, war darauf geladen. Als letzte Geste des Protests gegen fortdauernde Schikanen und Unterdrückung übergießt sich Bouazizi vor der Präfektur mit Terpentin und zündet sich an. Diese Tat sollte zum Zündfunken für Proteste in der gesamten arabischen Welt werden, die schließlich zum „Arabischen Frühling“ wurden.
Historiker und Naher Osten-Experte Jean-Pierre Filiu sowie Zeichnerin Cyrille Pomes stellen in 16 Kapiteln die Schlüsselereignisse und -Figuren des Arabischen Frühlings auf dokumentarische Weise dar, wobei in der Farbgebung zumeist Grau und Braun vorherrschen. Mit Cyrille Pomes‘ ausdrucksstarker, bisweilen extrem reduzierter Strichführung werden dem Betrachter die Geschehnisse näher gebracht und an Menschen erinnert, die für ihre Überzeugungen große Opfer gebracht und zum Teil ihr Leben gelassen haben.
Jean-Pierre Filiu hat offensichtlich Ahnung von dem, was er (be)schreibt, was man an den detailreichen Textfeldern erkennen kann. Leider wird durch diesen Detailreichtum die Lektüre der Graphic Novel streckenweise recht anstrengend und die hervorragenden Illustrationen, die ja eigentlich das Herz einer Graphic Novel sein sollten, geraten des Öfteren in den Hintergrund. Durch die konsequente Einhaltung einer beobachtend-distanzierten Perspektive, die an eine neutrale Zeitungs-Berichterstattung erinnert, fällt es schwer, sich mit den dargestellten Menschen zu identifizieren und so mitzufühlen, wie man es angesichts der schwierigen Thematik tun können sollte.
Für politisch und zeitgeschichtlich Interessierte, eventuell auch für den Gebrauch im Unterricht, ist diese Graphic Novel durchaus geeignet, eine emotional ansprechendere Aufarbeitung wäre jedoch wünschenswert gewesen. Dennoch vor allem durch das Verdienst Cyrille Pomes‘ ein durchaus gelungener Band.
geschrieben am 01.01.2016 | 276 Wörter | 1798 Zeichen
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