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Geronimo


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Geronimo Der neue Roman von Leon de Winter behandelt die Entdeckung und Ergreifung von Usama bin Laden durch amerikanische Spezialkräfte im Jahr 2011. Aus der Perspektive von Tom, dem ehemaligen Mitglied einer CIA-Spezialeinheit, wird der Roman geschrieben, der aber immer wieder zwischen den beteiligten Personen wechselt: der in Abottabad lebende Junge Jabbar hat einen erheblichen Anteil, dazu Bin Laden selbst und sogar eine kurze Passage über Barack Obama, der nur „BHO“ abgekürzt wird, sodass man sich erschließen muss, wer da gerade spricht und räsoniert. Es beginnt alles ganz launig bei einem Grillabend, zu dem Tom eingeladen ist. Die Teilnehmer jedoch sind Mitglieder der Navy Seals, des berühmten Team Six, das den Auftrag erhalten hat, Bin Laden in Pakistan zu ergreifen. Im Lauf des Abends und unter dem Einfluss von Alkohol kann Tom den Plan erfragen und die Männer sinnieren darüber, warum man das Ziel denn töten und nicht in die USA verbringen solle. Am Abend des Zugriffs wird Jabbar vom Geräusch der Hubschrauber wach und nach dem Einsatz stürmt er wie viele andere Bewohner des Viertels in das bis dahin geheimnisvolle Anwesen, um sich ein Souvenir zu nehmen. Für ihn bleibt nur ein alter Hocker, der aber im Lauf der Geschichte noch eine verhängnisvolle Rolle spielen wird. Denn in einem hohlen Bein hat Bin Laden einen USB Stick versteckt, auf dem kompromittierendes Material gegen den amerikanischen Präsidenten gespeichert ist: Bilder und Videos, die angeblich nachweisen, dass Obama Muslim und kein Christ ist. Zusätzlich taucht noch das afghanische Mädchen Apana auf. Tom lernte sie als Tochter des Dolmetschers im Feldlager in Afghanistan kennen und eröffnete ihr den Zugang zu Bach und zum Klavierspiel. Dafür wurde sie, nachdem die Basis von den Taliban überrannt wurde, bestraft und misshandelt, indem man ihr die Hände amputierte und die Ohren abschnitt. Nun hat sie sich als Bettlerin und Flüchtling irgendwie nach Abottabad durchschlagen können, wo sie nicht nur die Aufmerksamkeit von Jabbar und seiner Mutter geweckt hat, die sie unterstützen, sondern sie trifft eines Nachts auch auf Bin Laden selbst, als dieser einen nächtlichen Ausflug auf seinem Moped macht. Tom wiederum möchte Apana wiederfinden, denn er fühlt sich für ihr Schicksal verantwortlich. Zusammengeführt werden die Personen und Handlungsstränge dann nach etwa der Hälfte des Buches. Vito, der Anführer des Team Six, Muhammad, ein ehemaliger Kampfkollege von Tom, und Tom selbst treffen sich in London und Vito eröffnet den beiden, dass Bin Laden gar nicht tot ist, sondern in Faizabad gefangen gehalten wird. Nun braucht Vito Geld, um den Deckmantel weiterhin aufrecht erhalten zu können, während Tom von Muhammad Informationen über Apana erhalten möchte. Ab dann wird die Geschichte rasant, verschiedene Geheimdienste schalten sich ein, viele Personen werden ausgeschaltet und es kommt zum Showdown in Abottabad, wo Tom auf Jabbar und Apana trifft. Ein buntes Kuddelmuddel aus Phantastereien, Verschwörungsphantasien und Geraune. Zwischendurch erfährt man noch etwas über das Schicksal von Toms verstorbener Tochter, über das Ende seiner Ehe und die aufkeimende Liebesbeziehung zwischen Apana und Jabbar, die vor unüberwindbaren Hindernissen steht. Das Ende des Romans ist – gelinde gesagt – etwas merkwürdig und passt nicht so recht zum vorher aufgebauten, spannend verschwörerischem Plot, der mal so eben zahlreiche Weltmächte aufeinander prallen lässt und eine absurde, aber temporeiche Abwandlung der „offiziellen“ Geschichtsschreibung vornimmt. Mir persönlich gerät auch die Bach-Verehrung etwas langatmig, die nicht nur Tom, sondern auch Apana und einen israelischen Agenten, Danny, erfasst und zu breit ausgeführt wird. Darüber wie auch über das Ende der Geschichte mag man also trefflich streiten, aber nicht zu bestreiten bleibt, dass der Roman unterhaltsam ist und genau an der richtigen Stelle eine Wendung enthält, die den Leser mitnimmt, ja mitreißt, sodass man das Buch in rasanter Geschwindigkeit zu Ende lesen möchte. Die Verknüpfungen der Personen ist gelungen, das Milieu der verschwiegenen und teilweise illegalen Sondereinheiten und Geheimdienstabteilungen wird gerade so intensiv gestreift, dass es für den Roman passt, ohne aber unnötig in die Tiefe zu gehen. Etwas fragwürdig ist noch das von Bin Laden gefeierte Druckmittel der Bilder über Obama. Denn immerhin war 2011 ja ein US-Wahljahr für die nächste Amtsperiode des Präsidenten und selbst wenn es zu einer kompromittierenden Veröffentlichung gekommen wäre, dann wäre eben ein anderer Präsident gewählt worden, der den Kampf gegen Al Qaida fortgesetzt hätte. Insofern: who cares? Dafür erscheint der Aufwand der beteiligten Personen und Geheimdienste, den Hocker bzw. den USB Stick wiederzuerlangen, doch etwas überdimensioniert. Insgesamt ein unterhaltsamer Roman, das Ende aber hat mich nicht so ganz überzeugt.

Der neue Roman von Leon de Winter behandelt die Entdeckung und Ergreifung von Usama bin Laden durch amerikanische Spezialkräfte im Jahr 2011. Aus der Perspektive von Tom, dem ehemaligen Mitglied einer CIA-Spezialeinheit, wird der Roman geschrieben, der aber immer wieder zwischen den beteiligten Personen wechselt: der in Abottabad lebende Junge Jabbar hat einen erheblichen Anteil, dazu Bin Laden selbst und sogar eine kurze Passage über Barack Obama, der nur „BHO“ abgekürzt wird, sodass man sich erschließen muss, wer da gerade spricht und räsoniert. Es beginnt alles ganz launig bei einem Grillabend, zu dem Tom eingeladen ist. Die Teilnehmer jedoch sind Mitglieder der Navy Seals, des berühmten Team Six, das den Auftrag erhalten hat, Bin Laden in Pakistan zu ergreifen. Im Lauf des Abends und unter dem Einfluss von Alkohol kann Tom den Plan erfragen und die Männer sinnieren darüber, warum man das Ziel denn töten und nicht in die USA verbringen solle.

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Am Abend des Zugriffs wird Jabbar vom Geräusch der Hubschrauber wach und nach dem Einsatz stürmt er wie viele andere Bewohner des Viertels in das bis dahin geheimnisvolle Anwesen, um sich ein Souvenir zu nehmen. Für ihn bleibt nur ein alter Hocker, der aber im Lauf der Geschichte noch eine verhängnisvolle Rolle spielen wird. Denn in einem hohlen Bein hat Bin Laden einen USB Stick versteckt, auf dem kompromittierendes Material gegen den amerikanischen Präsidenten gespeichert ist: Bilder und Videos, die angeblich nachweisen, dass Obama Muslim und kein Christ ist.

Zusätzlich taucht noch das afghanische Mädchen Apana auf. Tom lernte sie als Tochter des Dolmetschers im Feldlager in Afghanistan kennen und eröffnete ihr den Zugang zu Bach und zum Klavierspiel. Dafür wurde sie, nachdem die Basis von den Taliban überrannt wurde, bestraft und misshandelt, indem man ihr die Hände amputierte und die Ohren abschnitt. Nun hat sie sich als Bettlerin und Flüchtling irgendwie nach Abottabad durchschlagen können, wo sie nicht nur die Aufmerksamkeit von Jabbar und seiner Mutter geweckt hat, die sie unterstützen, sondern sie trifft eines Nachts auch auf Bin Laden selbst, als dieser einen nächtlichen Ausflug auf seinem Moped macht. Tom wiederum möchte Apana wiederfinden, denn er fühlt sich für ihr Schicksal verantwortlich.

Zusammengeführt werden die Personen und Handlungsstränge dann nach etwa der Hälfte des Buches. Vito, der Anführer des Team Six, Muhammad, ein ehemaliger Kampfkollege von Tom, und Tom selbst treffen sich in London und Vito eröffnet den beiden, dass Bin Laden gar nicht tot ist, sondern in Faizabad gefangen gehalten wird. Nun braucht Vito Geld, um den Deckmantel weiterhin aufrecht erhalten zu können, während Tom von Muhammad Informationen über Apana erhalten möchte. Ab dann wird die Geschichte rasant, verschiedene Geheimdienste schalten sich ein, viele Personen werden ausgeschaltet und es kommt zum Showdown in Abottabad, wo Tom auf Jabbar und Apana trifft. Ein buntes Kuddelmuddel aus Phantastereien, Verschwörungsphantasien und Geraune.

Zwischendurch erfährt man noch etwas über das Schicksal von Toms verstorbener Tochter, über das Ende seiner Ehe und die aufkeimende Liebesbeziehung zwischen Apana und Jabbar, die vor unüberwindbaren Hindernissen steht.

Das Ende des Romans ist – gelinde gesagt – etwas merkwürdig und passt nicht so recht zum vorher aufgebauten, spannend verschwörerischem Plot, der mal so eben zahlreiche Weltmächte aufeinander prallen lässt und eine absurde, aber temporeiche Abwandlung der „offiziellen“ Geschichtsschreibung vornimmt. Mir persönlich gerät auch die Bach-Verehrung etwas langatmig, die nicht nur Tom, sondern auch Apana und einen israelischen Agenten, Danny, erfasst und zu breit ausgeführt wird. Darüber wie auch über das Ende der Geschichte mag man also trefflich streiten, aber nicht zu bestreiten bleibt, dass der Roman unterhaltsam ist und genau an der richtigen Stelle eine Wendung enthält, die den Leser mitnimmt, ja mitreißt, sodass man das Buch in rasanter Geschwindigkeit zu Ende lesen möchte. Die Verknüpfungen der Personen ist gelungen, das Milieu der verschwiegenen und teilweise illegalen Sondereinheiten und Geheimdienstabteilungen wird gerade so intensiv gestreift, dass es für den Roman passt, ohne aber unnötig in die Tiefe zu gehen.

Etwas fragwürdig ist noch das von Bin Laden gefeierte Druckmittel der Bilder über Obama. Denn immerhin war 2011 ja ein US-Wahljahr für die nächste Amtsperiode des Präsidenten und selbst wenn es zu einer kompromittierenden Veröffentlichung gekommen wäre, dann wäre eben ein anderer Präsident gewählt worden, der den Kampf gegen Al Qaida fortgesetzt hätte. Insofern: who cares? Dafür erscheint der Aufwand der beteiligten Personen und Geheimdienste, den Hocker bzw. den USB Stick wiederzuerlangen, doch etwas überdimensioniert.

Insgesamt ein unterhaltsamer Roman, das Ende aber hat mich nicht so ganz überzeugt.

geschrieben am 22.08.2016 | 733 Wörter | 4238 Zeichen

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