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Autoren | Johannes Thiele , Christine Paxmann , Désirée Treichl-Stürgkh | |
Verlag | Brandstätter | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 280 | |
Erscheinungsjahr | 2008 | |
Extras | - |
»Tradition bedeutet, das Feuer und nicht die Asche weitertragen«, schreibt die Organisatorin des Wiener Opernballs, DesiréeTreichl-Stürgkh, in ihrem Geleitwort zu dem Buch »Was wir wieder schätzen sollten – die schönen Traditionen«. Sie macht keinen Hehl daraus, dass die Basis aller Werte in der Familie liegt. Dies beschränkt sich durchaus nicht auf deren Weitergabe von Generation zu Generation. Vielmehr lernen Kinder und Erwachsene in der gesellschaftlichen Keimzelle das friedvolle Miteinander, Verständnis für den anderen, Toleranz und Respekt. Gerade Höflichkeit und Anstand scheinen es zu sein, die in vielen Familien fehlen. Wer kennt nicht die Situation, bei einem Geschäftspartner oder Bekannten zu Gast zu sein und verwundert bis entsetzt über das Benehmen der Kinder. Trotz der gesellschaftlichen und beruflichen Stellung gibt es keine gemeinsamen Mahlzeiten, die Kinder werfen mit Lebensmitteln herum und rempeln fremde Erwachsene einfach an.
Dem versucht dieses Buch entgegenzutreten. Früher hießen solche Bücher »Der praktische Ratgeber« oder »Gutes Benehmen für jeden Fall«. Das war vor der 1968er Revolte. Danach wurden solche Ratgeber unschicklich, meinte man doch, darauf verzichten zu können. Das Autorengespann Christine Paxmann und Johannes Thiele widmet sich den Manieren und Verhaltenskodizes in einem weiten Bogen. Was gefällt ist, wie die Schwerpunkte gesetzt werden; die Bedeutung und Funktion von bestimmten Verhaltensregeln wird somit verdeutlicht. »Die Geburt eines Kindes, eine Familienfeier, der Tod eines Angehörigen, die große Liebe – bewegende Situationen, in denen wir auf Traditionen zurückgreifen, auf ein ‚Lebenswissen’, das sich über viele Generationen bewährt hat«, schreiben sie im Vorwort. Sie betonen: »Die Sehnsucht nach Authentizität und nach Werten, die Bestand haben, scheint wieder zu wachsen.«
Der Inhalt ist alphabetisch geordnet: Die schönen Traditionen, Begrüßung, Bildung, Blumen, Briefe schreiben, Eleganz, Etikette &C. &C. Die Autoren begehen dabei nicht den Fehler, die Begriffe zu eng zu diskutieren. Dies würde das schnelle Finden eines bestimmten Stichwortes erschweren. So ist die Bildung unterteilt in Allgemeinbildung, Charakter- und Herzensbildung, zu der sich noch die musische Bildung gesellt. Dieser sinnvolle Aufbau verdeutlicht auch, wie sehr diese Tugenden zusammenhängen. Nicht zufällig tragen sie alle ihr zweites Nomen.
Jovial gehen die beiden Autoren auf so manche Unsitte ein, die sich schlicht eingebürgert hat. Eine solche ist das allgemeine Duzen. Leider kann man sich dem nicht entziehen, wenn es beispielsweise am Arbeitsplatz üblich ist. Die scheinbare Verbrüderung entlarvt sich schnell als gefährlich, wenn der Chef ein zum erstenmal anschreit: Du Idiot! Seriöse Distanz ist verloren gegangen. In der Duz-Gesellschaft liest man deshalb gern: »Der Schritt vom Sie zum Du will also überlegt sein. Erst wenn wir den anderen als zuverlässigen Menschen kennengelernt haben, als einen Menschen, den wir uns gern zum Freund machen möchten, bieten wir ihm das Du an.«
Das wohlgestaltete Buch ist ein liebevoll geschriebener Ratgeber in Sachen Gutes Benehmen für Menschen, die noch gewisse Unsicherheiten haben. Überzeugend wirken insbesondere die behandelten Themen und die praktikablen Hinweise und Tipps. Nicht zufällig endet der Band mit dem Müßiggang. Gutes Benehmen entspringt dem Herzen, weil es letztlich die Aufmerksamkeit dem anderen gegenüber repräsentiert. Und für uns selbst: Unser jeweils eigener Umgang mit der Zeit ist es, der die Lebensqualität bestimmt. Wer nicht zur Ruhe kommt, kann nicht zu sich selber finden und wird irgendwann ausgebrannt sein.
geschrieben am 30.01.2009 | 520 Wörter | 3192 Zeichen
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