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Fische kennen keinen Ehebruch


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Informationen zum Buch
  ISBN
  Autor
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  Extras

Rezension von

Antje Jürgens

Fische kennen keinen Ehebruch Die Übersetzung von "Les poissons ne connaissant pas l'adultĂšre" erschien zunĂ€chst 2011 bei Limes als gebundene Ausgabe und wurde 2013 bei Blanvalet als Taschenbuch veröffentlicht. Dass der Roman von einem französischen Autor verfasst wurde, fiel mir allerdings erst auf, als ich das Buch aufblĂ€tterte und den Originaltitel entdeckte. Der 1963 geborene Autor und ursprĂŒngliche Historiker lebt und arbeitet in Paris. Seinen 2007 erschienenen Bestseller Mort aux cons kenne ich nicht, denn "Fische kennen keinen Ehebruch" ist mein erster Roman von ihm. Relativ bald kristallisierte sich heraus, dass der Roman nicht ganz so lustig-leicht ist, wie ich angesichts des etwas schrĂ€g klingenden Titels, der Covergestaltung oder der Inhaltsangabe vermutet habe. Stattdessen geht es um eine Frau, die ausbricht, um sich selbst zu finden. Die Wahrheiten ins Auge blickt, die sie bisher tunlichst ĂŒbersehen hat. Aderhold erzĂ€hlt die Geschichte von Valerie, deren Leben festgefahren scheint. Die Supermarktkassiererin, die fĂŒr Mann und Tochter alles macht, ohne Anerkennung dafĂŒr zu finden, bekommt von ihren Freundinnen eine Typberatung zu ihrem 40. Geburtstag geschenkt. Wohl niemand hat mit dem Effekt gerechnet, den das Ergebnis auslöst. Obwohl sie danach Ă  la Julia Roberts ihr Umfeld verzaubert, nimmt zuhause niemand angemessen Notiz von ihrem verĂ€nderten Äußeren. Aus Frust und einer Laune heraus fĂ€hrt Valerie am nĂ€chsten Morgen nicht wie gewohnt zur Arbeit. Stattdessen ĂŒberrascht sie sich selbst damit, in den Zug nach Toulouse zu steigen. Eine Zugfahrt, die nicht nur ihr Leben verĂ€ndern kann. Ihre Mitreisenden bestehen aus zwei Paaren und einer Ă€lteren Frau. Der Autor wechselt immer wieder die Perspektive und lĂ€sst seine LeserInnen mal aus der Sicht der einen oder des anderen einen Blick auf das Geschehen werfen. Und das spielt quasi den gesamten Roman in dem Zug nach Toulouse. Valerie fĂŒhlt sich nicht erst dort begehrenswert, zumal sie nach einem Artikel, der anlĂ€sslich ihrer Typberatung in einer Frauenzeitschrift erscheint, von Wildfremden angesprochen und um Autogramme gebeten wird. Nicht nur die beiden MĂ€nner im Abteil flirten mit ihr. Deren Frauen sind davon natĂŒrlich weniger begeistert. Die alte Frau wiederum ist auf dem Weg zu ihrem Liebhaber, wĂ€hrend ein Kontrolleur in seinem Beruf aufgeht und gleichzeitig ein verhinderter Revoluzzer ist. Es gibt noch weitere Figuren, die mehr oder weniger große Rollen spielen. WĂ€hrend Aderhold von Liebe und Lebenskrisen schreibt, bedient er sich allerdings diverser Klischees, die er teils zu sehr aufplustert. Eins davon weist darauf hin, dass seine mĂ€nnlichen Charaktere eindeutig schöne und sinnliche Frauen zu bevorzugen scheinen, die nicht allzu anstrengend sind, egal was in ihrem Kopf so vorgehen mag (oder eben auch nicht). Dabei lĂ€sst er MĂ€nner und Frauen (gedanklich und verbal) aufeinander losgehen. An und fĂŒr sich normal wirkende Lebensfassaden beginnen zu bröckeln. Zarte neue (Liebes-)Hoffnungen keimen und Fragen und Zweifel machen deutlich, dass (nicht nur) Valerie am jahrelangen Ausharren bisheriger Situationen und Beziehungen zu ersticken droht. Die Reisenden lachen zusammen, weinen, betrĂŒgen und belĂŒgen sich und andere, trĂ€umen und erwachen, sammeln spontan fĂŒr einen Schwarzfahrer, feiern miteinander. Die Charaktere sind leicht neurotisch, teils extravagant und bizarr. Stellenweise mehr oder weniger liebenswert wirken sie nicht konsequent real, aber auch nicht vollkommen unecht. Was ich sehr schön finde, ist die Zugreise als Symbol fĂŒr VerĂ€nderungen, die im Leben aller in einem steten Fluss stattfinden. FĂŒr Begegnungen mit Neuem und Abschied von Altem. Trotz der an sich guten Grundidee konnte mich das Buch nicht richtig fesseln. Ich habe es mehrmals begonnen und wieder weggelegt, weil ich mit dem Schreibstil des Autors nicht zurechtkam. Der in typisch französischer Manier viele, viele Details beschreibt und es dennoch schafft, recht oberflĂ€chlich zu bleiben. Der bei seinem Geschehen zwischen den Charakteren hin und her springt, und es mir dadurch erschwert, mich mit diesen anzufreunden. Was mich persönlich jedoch am meisten gestört hat, war der Umstand, dass Aderholds Figuren zwar genau beobachten und alles zu ergrĂŒnden suchen, jedoch trotz einiger Aktionen nicht so richtig handeln. Dass lebendige Dialoge fehlen und die wenigen GesprĂ€chsansĂ€tze durch indirekte Reden förmlich erschlagen werden, tut ein Übriges. Obwohl Aderhold einen typischen französischen Schreibstil pflegt, fehlt seiner Schreibe in diesem Roman die lebendige Leichtigkeit, die ich mit anderen französischen Autoren in Verbindung bringe. Der Roman plĂ€tschert unaufgeregt vor sich hin und zieht sich trotz der kurz gehaltenen Kapitel stellenweise. Fazit: Mit Fische kennen keinen Ehebruch hĂ€lt man keine ganz alltĂ€gliche Geschichte in HĂ€nden. Kein Buch fĂŒr LeserInnen die viel Handlung erwarten und lebendige Dialoge bevorzugen. DafĂŒr eins, das einem etwas Durchhaltevermögen abverlangt und das weder vollkommen oberflĂ€chlich noch hochgeistig ist. Kein Buch, das man nebenbei lesen sollte, da dadurch eventuell Passagen entgehen, die daran erinnern, dass man selbst allzu hĂ€ufig ĂŒber bestimmte Dinge hinwegsieht. Copyright ©, 2013 Antje JĂŒrgens (AJ)

Die Übersetzung von "Les poissons ne connaissant pas l'adultĂšre" erschien zunĂ€chst 2011 bei Limes als gebundene Ausgabe und wurde 2013 bei Blanvalet als Taschenbuch veröffentlicht. Dass der Roman von einem französischen Autor verfasst wurde, fiel mir allerdings erst auf, als ich das Buch aufblĂ€tterte und den Originaltitel entdeckte. Der 1963 geborene Autor und ursprĂŒngliche Historiker lebt und arbeitet in Paris. Seinen 2007 erschienenen Bestseller Mort aux cons kenne ich nicht, denn "Fische kennen keinen Ehebruch" ist mein erster Roman von ihm.

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1
08.07.2013
3
12.05.2013

Relativ bald kristallisierte sich heraus, dass der Roman nicht ganz so lustig-leicht ist, wie ich angesichts des etwas schrĂ€g klingenden Titels, der Covergestaltung oder der Inhaltsangabe vermutet habe. Stattdessen geht es um eine Frau, die ausbricht, um sich selbst zu finden. Die Wahrheiten ins Auge blickt, die sie bisher tunlichst ĂŒbersehen hat.

Aderhold erzĂ€hlt die Geschichte von Valerie, deren Leben festgefahren scheint. Die Supermarktkassiererin, die fĂŒr Mann und Tochter alles macht, ohne Anerkennung dafĂŒr zu finden, bekommt von ihren Freundinnen eine Typberatung zu ihrem 40. Geburtstag geschenkt. Wohl niemand hat mit dem Effekt gerechnet, den das Ergebnis auslöst. Obwohl sie danach Ă  la Julia Roberts ihr Umfeld verzaubert, nimmt zuhause niemand angemessen Notiz von ihrem verĂ€nderten Äußeren. Aus Frust und einer Laune heraus fĂ€hrt Valerie am nĂ€chsten Morgen nicht wie gewohnt zur Arbeit. Stattdessen ĂŒberrascht sie sich selbst damit, in den Zug nach Toulouse zu steigen. Eine Zugfahrt, die nicht nur ihr Leben verĂ€ndern kann.

Ihre Mitreisenden bestehen aus zwei Paaren und einer Ă€lteren Frau. Der Autor wechselt immer wieder die Perspektive und lĂ€sst seine LeserInnen mal aus der Sicht der einen oder des anderen einen Blick auf das Geschehen werfen. Und das spielt quasi den gesamten Roman in dem Zug nach Toulouse. Valerie fĂŒhlt sich nicht erst dort begehrenswert, zumal sie nach einem Artikel, der anlĂ€sslich ihrer Typberatung in einer Frauenzeitschrift erscheint, von Wildfremden angesprochen und um Autogramme gebeten wird. Nicht nur die beiden MĂ€nner im Abteil flirten mit ihr. Deren Frauen sind davon natĂŒrlich weniger begeistert. Die alte Frau wiederum ist auf dem Weg zu ihrem Liebhaber, wĂ€hrend ein Kontrolleur in seinem Beruf aufgeht und gleichzeitig ein verhinderter Revoluzzer ist. Es gibt noch weitere Figuren, die mehr oder weniger große Rollen spielen.

WÀhrend Aderhold von Liebe und Lebenskrisen schreibt, bedient er sich allerdings diverser Klischees, die er teils zu sehr aufplustert. Eins davon weist darauf hin, dass seine mÀnnlichen Charaktere eindeutig schöne und sinnliche Frauen zu bevorzugen scheinen, die nicht allzu anstrengend sind, egal was in ihrem Kopf so vorgehen mag (oder eben auch nicht).

Dabei lĂ€sst er MĂ€nner und Frauen (gedanklich und verbal) aufeinander losgehen. An und fĂŒr sich normal wirkende Lebensfassaden beginnen zu bröckeln. Zarte neue (Liebes-)Hoffnungen keimen und Fragen und Zweifel machen deutlich, dass (nicht nur) Valerie am jahrelangen Ausharren bisheriger Situationen und Beziehungen zu ersticken droht. Die Reisenden lachen zusammen, weinen, betrĂŒgen und belĂŒgen sich und andere, trĂ€umen und erwachen, sammeln spontan fĂŒr einen Schwarzfahrer, feiern miteinander. Die Charaktere sind leicht neurotisch, teils extravagant und bizarr. Stellenweise mehr oder weniger liebenswert wirken sie nicht konsequent real, aber auch nicht vollkommen unecht. Was ich sehr schön finde, ist die Zugreise als Symbol fĂŒr VerĂ€nderungen, die im Leben aller in einem steten Fluss stattfinden. FĂŒr Begegnungen mit Neuem und Abschied von Altem.

Trotz der an sich guten Grundidee konnte mich das Buch nicht richtig fesseln. Ich habe es mehrmals begonnen und wieder weggelegt, weil ich mit dem Schreibstil des Autors nicht zurechtkam. Der in typisch französischer Manier viele, viele Details beschreibt und es dennoch schafft, recht oberflĂ€chlich zu bleiben. Der bei seinem Geschehen zwischen den Charakteren hin und her springt, und es mir dadurch erschwert, mich mit diesen anzufreunden. Was mich persönlich jedoch am meisten gestört hat, war der Umstand, dass Aderholds Figuren zwar genau beobachten und alles zu ergrĂŒnden suchen, jedoch trotz einiger Aktionen nicht so richtig handeln. Dass lebendige Dialoge fehlen und die wenigen GesprĂ€chsansĂ€tze durch indirekte Reden förmlich erschlagen werden, tut ein Übriges. Obwohl Aderhold einen typischen französischen Schreibstil pflegt, fehlt seiner Schreibe in diesem Roman die lebendige Leichtigkeit, die ich mit anderen französischen Autoren in Verbindung bringe. Der Roman plĂ€tschert unaufgeregt vor sich hin und zieht sich trotz der kurz gehaltenen Kapitel stellenweise.

Fazit:

Mit Fische kennen keinen Ehebruch hĂ€lt man keine ganz alltĂ€gliche Geschichte in HĂ€nden. Kein Buch fĂŒr LeserInnen die viel Handlung erwarten und lebendige Dialoge bevorzugen. DafĂŒr eins, das einem etwas Durchhaltevermögen abverlangt und das weder vollkommen oberflĂ€chlich noch hochgeistig ist. Kein Buch, das man nebenbei lesen sollte, da dadurch eventuell Passagen entgehen, die daran erinnern, dass man selbst allzu hĂ€ufig ĂŒber bestimmte Dinge hinwegsieht.

Copyright ©, 2013 Antje JĂŒrgens (AJ)

geschrieben am 04.04.2013 | 763 Wörter | 4530 Zeichen

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