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Anleitung zum Zukunfts-Optimismus


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Rezension von

Matthias Pierre Lubinsky

Anleitung zum Zukunfts-Optimismus Jared Diamond erzählt in seinem Bestseller „Kollaps“ die Geschichte eines „Ökozids“. Um Platz für ihre berühmten Steinfiguren zu schaffen, entwaldeten die Bewohner ihre Osterinsel. Durch Bodenerosion entstanden in der Folge Hungersnöte, die schließlich zu Kannibalismus führten und letztlich sogar zum Aussterben der Bewohner von Rapa Nui. Diese Geschichte hört sich gut an: Sie klingt logisch, eingängig und endet für die Menschen im Untergang. Die Menschheitsgeschichte im Kleinen sozusagen, wie wir sie erwarten. Sie hat nur einen winzigen Haken: Sie stimmt nicht. Matthias Horx schreibt, dass die Bewohner der Osterinsel bis ins 18. Jahrhundert hinein ihr normales Leben geführt hätten. Er zitiert einen Anthropologen mit der Aussage, den Osterinsulanern sei es gelungen, sich den veränderten Lebensbedingungen, insbesondere dem Bevölkerungswachstum, anzupassen. Massive Probleme bekam die Inselbevölkerung erst durch die Kolonialisierung. Rücksichtslose Sklavenhaltung und eingeschleppte Krankheiten führten tatsächlich zum Aussterben der Inselbevölkerung. Diese erfundene Geschichte, wohlgemerkt Bestandteil eines Bestsellers, ließe sich als Schablone über so viele andere Apokalyptika legen, mit denen wir tagtäglich malträtiert werden. Die aktuell absurdesten Märchen sind die Klimakatastrophe und der Feinstaub. So wird der Mensch als alleiniger Verursacher der Erderwärmung beschuldigt. Das passt so schön in das grüne Untergangs-Szenario: Der Mensch als Fremdkörper in der Natur. Die bislang gemessenen Temperatur-Schwankungen liegen dagegen absolut in dem Rahmen, in dem die Erdtemperatur variieren kann. Es gibt zwar tatsächlich eine messbare Erwärmung, doch über die Ursachen wissen die Wissenschaftler nichts. Ein anderes aktuelles Öko-Beispiel: Wegen einer willkürlich festgelegten Feinstaubgrenze dürfen zukünftig viele Autofahrer nicht mehr in die Innenstadt. Dass Feinstaub auch in der Natur vorkommt, wissen dagegen die wenigsten. Diese beiden Beispiele sind symptomatisch für die Irreführung einer Öffentlichkeit, - die sich bereitwillig irreführen lässt. Allerdings sei zu ihrer Inschutznahme angeführt, dass es nicht immer ganz leicht ist, an faktisch zutreffende Informationen heranzukommen. Matthias Horx rückt in seinem neuen Buch nicht nur eine Reihe von Irrtümern zurecht. Er geht noch einen Schritt weiter und fordert die Deutschen auf, endlich mit ihrem Pessimismus aufzuhören, für den die von ihm gesammelten Beispiele eine Begründung liefern. „Anleitung zum Zukunfts-Optimismus“ lautet deshalb der Titel oder „Warum die Welt nicht schlechter wird“. Man muss nicht, kann nicht mit allem was Horx schreibt, einverstanden sein. Hie und da wirkt manches ein wenig kurz, ein wenig zu polemisch. Aber dies ist vielleicht gerade die Stärke des Buches. Es lässt sich lesen, weil es nicht so bedeutungs-schwer, pseudo-intellektuell oder moralin-sauer den erhobenen Zeigefinger erhebt wie all die anderen Besser-Menschen-Autoren der Post-68er Zeit. Gäbe es doch mehr Publizisten mit persönlichem Optimismus, die es wagten, uns Deutschen mit Polemik zu begegnen! Matthias Horx, Jahrgang 1955, gilt als bekanntester Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum. Der in Düsseldorf Geborene verbrachte seine Jugend in Frankfurt am Main, wo er auch studierte, unter anderem Soziologie. Er war anschließend Redakteur bei der Sponti-Zeitschrift „Pflasterstrand“, später bei den renommierteren Blättern „Die Zeit“ und „Merian“. Schon früh verstand er es, seinen linken Weggenossen einen Spiegel vorzuhalten und Träumen einer Weltveränderung zu begegnen mit der ironischen Aufforderung, doch lieber vor der eigenen Tür zu kehren. So schrieb er 1991 im „Wörterbuch der 90er Jahre“ über seine Generation ernüchtert: »Wir verwirklichen unsere Träume, und damit schaffen wir sie ab. Wir richten uns ein, in größeren, helleren Wohnungen, in Beziehungen, in denen gleichsam über Nacht so etwas wie Vernunft eingekehrt ist, in Jobs, die man nicht so leicht wieder fahren läßt. Doch immer häufiger geschieht es, daß uns das Bild aus der Fassung gerät. Etwas verrutscht. Aus einer höheren, kälteren Warte heraus spüren wir plötzlich, daß wir nur dem nächsten Aberglauben auf den Leim gegangen sind, daß, wenn die Designermöbel angeschafft, die Therapie abgeschlossen ist, sich nichts geändert haben wird. Nicht wirklich.« Zur Jahrtausendwende gründete Horx das „Zukunftsinstitut“, einen Think Tank zur Früherkennung langfristiger Trendwellen. Bleibt die Frage, wem die permanente Propagierung von Apokalypse-Meldungen dient. Trendforscher Horx schildert das Beispiel der Meldung über die Erderwärmung. Die ursprüngliche Information war keine Nachricht. Dass die durchschnittliche Erdtemperatur in den nächsten 100 Jahren zwischen 0,4 und maximal 8 Grad Celsius steigen könnte, wobei die Größenordnung von 8 Grad von den Wissenschaftlern als quasi ausgeschlossen bezeichnet wurde, ist viel zu unspezifisch. Und zu wenig reißerisch. Also nimmt der Journalist, der Auflage oder Einschaltquote machen soll, natürlich den äußersten Wert auf der Skala der Forscher, - dass der eigentlich ausgeschlossen wurde, darf nicht interessieren. So bastelt sich die Boulevard-Presse ihre immer wieder kehrende Schlagzeile. Für die Grünen sind die permanenten Öko-Katastrophen-Meldungen der Tropf, an dem sie überleben können.

Jared Diamond erzählt in seinem Bestseller „Kollaps“ die Geschichte eines „Ökozids“. Um Platz für ihre berühmten Steinfiguren zu schaffen, entwaldeten die Bewohner ihre Osterinsel. Durch Bodenerosion entstanden in der Folge Hungersnöte, die schließlich zu Kannibalismus führten und letztlich sogar zum Aussterben der Bewohner von Rapa Nui. Diese Geschichte hört sich gut an: Sie klingt logisch, eingängig und endet für die Menschen im Untergang. Die Menschheitsgeschichte im Kleinen sozusagen, wie wir sie erwarten. Sie hat nur einen winzigen Haken: Sie stimmt nicht. Matthias Horx schreibt, dass die Bewohner der Osterinsel bis ins 18. Jahrhundert hinein ihr normales Leben geführt hätten. Er zitiert einen Anthropologen mit der Aussage, den Osterinsulanern sei es gelungen, sich den veränderten Lebensbedingungen, insbesondere dem Bevölkerungswachstum, anzupassen. Massive Probleme bekam die Inselbevölkerung erst durch die Kolonialisierung. Rücksichtslose Sklavenhaltung und eingeschleppte Krankheiten führten tatsächlich zum Aussterben der Inselbevölkerung.

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Diese erfundene Geschichte, wohlgemerkt Bestandteil eines Bestsellers, ließe sich als Schablone über so viele andere Apokalyptika legen, mit denen wir tagtäglich malträtiert werden. Die aktuell absurdesten Märchen sind die Klimakatastrophe und der Feinstaub. So wird der Mensch als alleiniger Verursacher der Erderwärmung beschuldigt. Das passt so schön in das grüne Untergangs-Szenario: Der Mensch als Fremdkörper in der Natur. Die bislang gemessenen Temperatur-Schwankungen liegen dagegen absolut in dem Rahmen, in dem die Erdtemperatur variieren kann. Es gibt zwar tatsächlich eine messbare Erwärmung, doch über die Ursachen wissen die Wissenschaftler nichts. Ein anderes aktuelles Öko-Beispiel: Wegen einer willkürlich festgelegten Feinstaubgrenze dürfen zukünftig viele Autofahrer nicht mehr in die Innenstadt. Dass Feinstaub auch in der Natur vorkommt, wissen dagegen die wenigsten.

Diese beiden Beispiele sind symptomatisch für die Irreführung einer Öffentlichkeit, - die sich bereitwillig irreführen lässt. Allerdings sei zu ihrer Inschutznahme angeführt, dass es nicht immer ganz leicht ist, an faktisch zutreffende Informationen heranzukommen. Matthias Horx rückt in seinem neuen Buch nicht nur eine Reihe von Irrtümern zurecht. Er geht noch einen Schritt weiter und fordert die Deutschen auf, endlich mit ihrem Pessimismus aufzuhören, für den die von ihm gesammelten Beispiele eine Begründung liefern. „Anleitung zum Zukunfts-Optimismus“ lautet deshalb der Titel oder „Warum die Welt nicht schlechter wird“. Man muss nicht, kann nicht mit allem was Horx schreibt, einverstanden sein. Hie und da wirkt manches ein wenig kurz, ein wenig zu polemisch. Aber dies ist vielleicht gerade die Stärke des Buches. Es lässt sich lesen, weil es nicht so bedeutungs-schwer, pseudo-intellektuell oder moralin-sauer den erhobenen Zeigefinger erhebt wie all die anderen Besser-Menschen-Autoren der Post-68er Zeit. Gäbe es doch mehr Publizisten mit persönlichem Optimismus, die es wagten, uns Deutschen mit Polemik zu begegnen!

Matthias Horx, Jahrgang 1955, gilt als bekanntester Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum. Der in Düsseldorf Geborene verbrachte seine Jugend in Frankfurt am Main, wo er auch studierte, unter anderem Soziologie. Er war anschließend Redakteur bei der Sponti-Zeitschrift „Pflasterstrand“, später bei den renommierteren Blättern „Die Zeit“ und „Merian“. Schon früh verstand er es, seinen linken Weggenossen einen Spiegel vorzuhalten und Träumen einer Weltveränderung zu begegnen mit der ironischen Aufforderung, doch lieber vor der eigenen Tür zu kehren. So schrieb er 1991 im „Wörterbuch der 90er Jahre“ über seine Generation ernüchtert: »Wir verwirklichen unsere Träume, und damit schaffen wir sie ab. Wir richten uns ein, in größeren, helleren Wohnungen, in Beziehungen, in denen gleichsam über Nacht so etwas wie Vernunft eingekehrt ist, in Jobs, die man nicht so leicht wieder fahren läßt. Doch immer häufiger geschieht es, daß uns das Bild aus der Fassung gerät. Etwas verrutscht. Aus einer höheren, kälteren Warte heraus spüren wir plötzlich, daß wir nur dem nächsten Aberglauben auf den Leim gegangen sind, daß, wenn die Designermöbel angeschafft, die Therapie abgeschlossen ist, sich nichts geändert haben wird. Nicht wirklich.« Zur Jahrtausendwende gründete Horx das „Zukunftsinstitut“, einen Think Tank zur Früherkennung langfristiger Trendwellen.

Bleibt die Frage, wem die permanente Propagierung von Apokalypse-Meldungen dient. Trendforscher Horx schildert das Beispiel der Meldung über die Erderwärmung. Die ursprüngliche Information war keine Nachricht. Dass die durchschnittliche Erdtemperatur in den nächsten 100 Jahren zwischen 0,4 und maximal 8 Grad Celsius steigen könnte, wobei die Größenordnung von 8 Grad von den Wissenschaftlern als quasi ausgeschlossen bezeichnet wurde, ist viel zu unspezifisch. Und zu wenig reißerisch. Also nimmt der Journalist, der Auflage oder Einschaltquote machen soll, natürlich den äußersten Wert auf der Skala der Forscher, - dass der eigentlich ausgeschlossen wurde, darf nicht interessieren. So bastelt sich die Boulevard-Presse ihre immer wieder kehrende Schlagzeile. Für die Grünen sind die permanenten Öko-Katastrophen-Meldungen der Tropf, an dem sie überleben können.

geschrieben am 11.04.2007 | 728 Wörter | 4582 Zeichen

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