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Die großen Schlachten – Mythen, Menschen, Schicksale


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Rezension von

Hiram Kümper

Die großen Schlachten – Mythen, Menschen, Schicksale Militärgeschichte ist wieder gesellschaftsfähig. Lange Zeit umwehte die Disziplin ein zweifelhafter Hauch von verschrobenen Freizeitgrenadieren und pensionierten Militärs. In jüngerer Zeit hat dann nicht nur die fachwissenschaftliche Beschäftigung mit den historischen Dimensionen der Kriegsführung und der Verbindungen zwischen Gesellschaft und Militär wieder zugenommen und einige bemerkenswerte Fortschritte erzielt, sondern kann sich solcherlei Forschung auch wieder eines neuen, breiten Interesses unter Lesern und – wie in diesem Falle – Fernsehzuschauern erfreuen. „Große Schlachten“ – das klingt im Grunde erst einmal erstaunlich altbacken. Sollte man nicht meinen, die Zeit der Geschichtsschreibung der großen Männer, großen Momente, großen Schicksale sei vorbei? Und andererseits: Jeder kennt sie. Dass 333 bei Issos’ Keilerei Alexander die Perser schlug, lernt noch immer jedes Kind – auch, wenn die meisten wohl schon nichts Genaues mehr um Vorgeschichte und Folgen dieser Schlacht wissen. Kollektives Geschichtswissen ist eben fragmentarisch. Jeden weht das Grauen von Stalingrad oder Verdun an, wenn der Name fällt, jeder kennt das napoleonische Desaster von Waterloo, jeder erinnert sich an Karl „den Hammer“ Martell in den Schlachten bei Tours und Portiers. Es scheint weiterhin akzeptiert: „Große“ Schlachten sind Entscheidungspunkte der Geschichte. Gegen dieses weit verbreitete Vorurteil, das ja gerade von vielen historischen Fernsehdokumentationen unserer Tage noch geschürt wird, schreibt und filmt nun Lorenzen an. Das macht Dokumentation wie Begleitbuch bemerkenswert und eben keineswegs altbacken. Er tut das anhand von vier eben jener großen Schlachten, die sich fest in das kollektive Geschichtswissen der Deutschen eingeschrieben haben: Die Belagerung Wiens durch Suleiman den Prächtigen 1529, die Zerstörung Magdeburg 1621, die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 und die Schlacht bei Sedan 1870, im Zuge derer Napoleon III. und hunderttausend französische Soldaten in deutsche Gefangenschaft gerieten. An diese vier zweifellos großen und bedeutsamen Schlachten geht aber der Vf. nicht im eigentlichen Sinne militär-, sondern erinnerungsgeschichtlich heran. Da lässt sich in der Tat vieles Lernen, zumal Lorenzen seinen anspruchsvollen Ansatz auf gut lesbare Art und in angemessener Tuchfühlung mit dem historischen Material umzusetzen weiß.

Militärgeschichte ist wieder gesellschaftsfähig. Lange Zeit umwehte die Disziplin ein zweifelhafter Hauch von verschrobenen Freizeitgrenadieren und pensionierten Militärs. In jüngerer Zeit hat dann nicht nur die fachwissenschaftliche Beschäftigung mit den historischen Dimensionen der Kriegsführung und der Verbindungen zwischen Gesellschaft und Militär wieder zugenommen und einige bemerkenswerte Fortschritte erzielt, sondern kann sich solcherlei Forschung auch wieder eines neuen, breiten Interesses unter Lesern und – wie in diesem Falle – Fernsehzuschauern erfreuen.

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„Große Schlachten“ – das klingt im Grunde erst einmal erstaunlich altbacken. Sollte man nicht meinen, die Zeit der Geschichtsschreibung der großen Männer, großen Momente, großen Schicksale sei vorbei? Und andererseits: Jeder kennt sie. Dass 333 bei Issos’ Keilerei Alexander die Perser schlug, lernt noch immer jedes Kind – auch, wenn die meisten wohl schon nichts Genaues mehr um Vorgeschichte und Folgen dieser Schlacht wissen. Kollektives Geschichtswissen ist eben fragmentarisch. Jeden weht das Grauen von Stalingrad oder Verdun an, wenn der Name fällt, jeder kennt das napoleonische Desaster von Waterloo, jeder erinnert sich an Karl „den Hammer“ Martell in den Schlachten bei Tours und Portiers. Es scheint weiterhin akzeptiert: „Große“ Schlachten sind Entscheidungspunkte der Geschichte.

Gegen dieses weit verbreitete Vorurteil, das ja gerade von vielen historischen Fernsehdokumentationen unserer Tage noch geschürt wird, schreibt und filmt nun Lorenzen an. Das macht Dokumentation wie Begleitbuch bemerkenswert und eben keineswegs altbacken. Er tut das anhand von vier eben jener großen Schlachten, die sich fest in das kollektive Geschichtswissen der Deutschen eingeschrieben haben: Die Belagerung Wiens durch Suleiman den Prächtigen 1529, die Zerstörung Magdeburg 1621, die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 und die Schlacht bei Sedan 1870, im Zuge derer Napoleon III. und hunderttausend französische Soldaten in deutsche Gefangenschaft gerieten. An diese vier zweifellos großen und bedeutsamen Schlachten geht aber der Vf. nicht im eigentlichen Sinne militär-, sondern erinnerungsgeschichtlich heran.

Da lässt sich in der Tat vieles Lernen, zumal Lorenzen seinen anspruchsvollen Ansatz auf gut lesbare Art und in angemessener Tuchfühlung mit dem historischen Material umzusetzen weiß.

geschrieben am 16.09.2007 | 321 Wörter | 2046 Zeichen

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