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Der dunkle Wächter


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Informationen zum Buch
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  Extras

Rezension von

Letterschming

Der dunkle WĂ€chter Carlos Ruiz Zafon hat bereits mehrere Romane veröffentlicht, darunter die beiden EinzelbĂ€nde „Der Schatten des Windes“ und „Das Spiel des Engels“. Außerdem gibt es einen Kurzgeschichtenband mit dem Namen „Gaudi in Manhattan“ und einen weiteren Einzelroman namens „Marina“, der allerdings noch nicht in deutscher Sprache erhĂ€ltich ist. „Der dunkle WĂ€chter“ ist der dritte Band seiner Nebel-Trilogie, kann aber unabhĂ€ngig gelesen werden. Paris, 1937. Nachdem ihr Ehemann gestorben ist, nimmt Simone Sauvelle eine Stelle als HaushĂ€lterin in Cravenmoore, dem Anwesen des Spielzeugfabrikaten Lazarus Jann in der Normandie, an. Mit ihren beiden Kindern Irene und Dorian lebt sie in dem kleinen Haus am Kap, dass außerhalb des Anwesens liegt, aber ebenfalls in Janns Besitz ist. Schnell arbeitet sich Simone in ihren neuen Job ein, doch immer wieder stĂ¶ĂŸt sie auf Ungereimtheiten, wie etwa die rĂ€tselhaften Briefe eines gewissen Daniel Hoffmann, die sie nicht öffnen darf. WĂ€hrenddessen entdeckt Dorian seine Freude am Kartographieren von Landschaften und streift immer hĂ€ufiger durch die WĂ€lder um Cravenmoore. Irene indessen lernt den schweigsamen Ismael kennen, mit dem sie auf seinem Segelboot die Lagune, die Fledermausgrotte oder die geheimnisvolle Leuchtturminsel kennenlernt – doch auch die beiden stoßen bald auf Geheimnisse, die alle irgendwie zu Cravenmoore und seinem mysteriösen Besitzer fĂŒhren. „Der dunkle WĂ€chter“ ist der erste Roman, den ich von Carlos Ruiz Zafon gelesen habe. Ich wusste nicht, dass es sich dabei um einen Folgeband handelt, und habe beim Lesen auch keinen Hinweis darauf gefunden. Die drei Romane der Nebel-Trilogie haben wohl die eine oder andere Nebenfigur gemeinsam, aber sie lassen sich auch wunderbar einzeln lesen. Der Stil Ruiz Zafons ist am Anfang etwas gewöhnungsbedĂŒrftig. Er beginnt seinen Roman mit einem Brief, der nicht unterschrieben ist und auf diverse Orte und Geschehnisse anspielt, die einem zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen. Daraufhin springt der Autor erstmal ein oder zwei Jahrzehnte zurĂŒck und schildert in Kurzform, was die kleine Familie von Simone in die Normandie getrieben hat. Noch klingt alles sehr nach einer NacherzĂ€hlung. Es gibt kaum wörtliche Rede und alles ist sachlich und chronisch aufgefĂŒhrt. Sobald man sich allerdings in der Normandie befindet, Ă€ndert sich dieser Stil schnell, es gibt mehr wörtliche Rede und der Leser fĂŒhlt sich in das Geschehen hineingezogen. Insgesamt hat das Buch ja nur knapp 350 Seiten und die Schrift ist sehr groß. Dennoch passiert auf diesen wenigen Seiten ziemlich viel. Ich glaube, dies ist das erste Mal, dass ich empfehlen wĂŒrde, die Geschichte etwas mehr auszubauen. Normalerweise verlieren sich die Autoren eher in zu ausschweifenden Beschreibungen und man ist im Nachhinein der Meinung, die HĂ€lfte der Seiten hĂ€tte auch gereicht. In diesem Fall hĂ€tte ich mir jedoch hĂ€ufiger einige Hintergrundinformationen gewĂŒnscht. Von den vielen faszinierenden Spielzeugen, die das Anwesen Cravenmoore bevölkern und jeden Winkel ausfĂŒllen, wird zum Beispiel nur eine Handvoll genauer beschrieben. Von den Bewohnern des naheliegenden Dorfes Baie Bleue lernt man ebenfalls gerade mal drei oder vier am Rande kennen. Auch die Landschaften hĂ€tte ruhig noch etwas detailreicher beschrieben werden können, denn hier hat Ruiz Zafon wirklich einen Trumph ausgespielt. Spielt der Roman auf den ersten Seiten noch im dĂŒsteren Paris der 1930er-Jahre, so geht es bald an die KĂŒste der Normandie. Es werden StrĂ€nde und verborgene Lagunen beschrieben und das beschauliche Haus am Kap, in dem Simone mit ihren Kindern wohnt. Ein geheimnisvoller Wald mit verborgenen Pfaden, ein beschauliches kleines Dörfchen und herrliche SonnenaufgĂ€nge ĂŒber dem Meer schaffen zu Beginn eine AtmosphĂ€re, die jeden Reisekatalog bereichern wĂŒrde. Noch vor der zweihundertsten Seite verlagert sich das Geschehen dann plötzlich hauptsĂ€chlich in die NĂ€chte. Unheimliche Schatten, rasante Verfolgungsjagden, riskante Kletterpartien und die EnthĂŒllung manchen Geheimnisses wechseln jetzt das beschauliche Treiben ab und ziehen den Leser ganz in ihren Bann. Fiel es mir am Anfang noch schwer, mich in das Geschehen einzufinden, so habe ich die letzten 150 Seiten an einem Abend runtergelesen. Wenn man bedenkt, dass der Roman insgesamt nur 350 Seiten hat, ist das ein betrĂ€chtlicher Teil, der wirklich fesselnd ist. Auch die Auflösung hat mir sehr gut gefallen. Wie schon im Verlauf der Geschichte zu erahnen ist, handelt es sich nicht um eine rationale ErklĂ€rung, sondern geht ins Phantastische. Nichtsdestotrotz ist die Auflösung sowohl sinnvoll und logisch als auch außergewöhnlich und faszinierend. Sie ist keineswegs vorherzusehen und beantwortet alle Fragen. Fazit: Ein wirklich tolles Buch. Ein fĂŒr alle Altersklassen zu empfehlendes LesevergnĂŒgen, dass spannend, tiefgrĂŒndig und einfach anders ist. Zu bemĂ€ngeln ist einzig und allein, dass es viel zu kurz ist. Mein erster, aber auf keinen Fall letzter Roman von Ruiz Zafon.

Carlos Ruiz Zafon hat bereits mehrere Romane veröffentlicht, darunter die beiden EinzelbĂ€nde „Der Schatten des Windes“ und „Das Spiel des Engels“. Außerdem gibt es einen Kurzgeschichtenband mit dem Namen „Gaudi in Manhattan“ und einen weiteren Einzelroman namens „Marina“, der allerdings noch nicht in deutscher Sprache erhĂ€ltich ist. „Der dunkle WĂ€chter“ ist der dritte Band seiner Nebel-Trilogie, kann aber unabhĂ€ngig gelesen werden.

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Buchtitel
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4
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Paris, 1937. Nachdem ihr Ehemann gestorben ist, nimmt Simone Sauvelle eine Stelle als HaushĂ€lterin in Cravenmoore, dem Anwesen des Spielzeugfabrikaten Lazarus Jann in der Normandie, an. Mit ihren beiden Kindern Irene und Dorian lebt sie in dem kleinen Haus am Kap, dass außerhalb des Anwesens liegt, aber ebenfalls in Janns Besitz ist. Schnell arbeitet sich Simone in ihren neuen Job ein, doch immer wieder stĂ¶ĂŸt sie auf Ungereimtheiten, wie etwa die rĂ€tselhaften Briefe eines gewissen Daniel Hoffmann, die sie nicht öffnen darf. WĂ€hrenddessen entdeckt Dorian seine Freude am Kartographieren von Landschaften und streift immer hĂ€ufiger durch die WĂ€lder um Cravenmoore. Irene indessen lernt den schweigsamen Ismael kennen, mit dem sie auf seinem Segelboot die Lagune, die Fledermausgrotte oder die geheimnisvolle Leuchtturminsel kennenlernt – doch auch die beiden stoßen bald auf Geheimnisse, die alle irgendwie zu Cravenmoore und seinem mysteriösen Besitzer fĂŒhren.

„Der dunkle WĂ€chter“ ist der erste Roman, den ich von Carlos Ruiz Zafon gelesen habe. Ich wusste nicht, dass es sich dabei um einen Folgeband handelt, und habe beim Lesen auch keinen Hinweis darauf gefunden. Die drei Romane der Nebel-Trilogie haben wohl die eine oder andere Nebenfigur gemeinsam, aber sie lassen sich auch wunderbar einzeln lesen.

Der Stil Ruiz Zafons ist am Anfang etwas gewöhnungsbedĂŒrftig. Er beginnt seinen Roman mit einem Brief, der nicht unterschrieben ist und auf diverse Orte und Geschehnisse anspielt, die einem zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen. Daraufhin springt der Autor erstmal ein oder zwei Jahrzehnte zurĂŒck und schildert in Kurzform, was die kleine Familie von Simone in die Normandie getrieben hat. Noch klingt alles sehr nach einer NacherzĂ€hlung. Es gibt kaum wörtliche Rede und alles ist sachlich und chronisch aufgefĂŒhrt. Sobald man sich allerdings in der Normandie befindet, Ă€ndert sich dieser Stil schnell, es gibt mehr wörtliche Rede und der Leser fĂŒhlt sich in das Geschehen hineingezogen.

Insgesamt hat das Buch ja nur knapp 350 Seiten und die Schrift ist sehr groß. Dennoch passiert auf diesen wenigen Seiten ziemlich viel. Ich glaube, dies ist das erste Mal, dass ich empfehlen wĂŒrde, die Geschichte etwas mehr auszubauen. Normalerweise verlieren sich die Autoren eher in zu ausschweifenden Beschreibungen und man ist im Nachhinein der Meinung, die HĂ€lfte der Seiten hĂ€tte auch gereicht. In diesem Fall hĂ€tte ich mir jedoch hĂ€ufiger einige Hintergrundinformationen gewĂŒnscht. Von den vielen faszinierenden Spielzeugen, die das Anwesen Cravenmoore bevölkern und jeden Winkel ausfĂŒllen, wird zum Beispiel nur eine Handvoll genauer beschrieben. Von den Bewohnern des naheliegenden Dorfes Baie Bleue lernt man ebenfalls gerade mal drei oder vier am Rande kennen.

Auch die Landschaften hĂ€tte ruhig noch etwas detailreicher beschrieben werden können, denn hier hat Ruiz Zafon wirklich einen Trumph ausgespielt. Spielt der Roman auf den ersten Seiten noch im dĂŒsteren Paris der 1930er-Jahre, so geht es bald an die KĂŒste der Normandie. Es werden StrĂ€nde und verborgene Lagunen beschrieben und das beschauliche Haus am Kap, in dem Simone mit ihren Kindern wohnt. Ein geheimnisvoller Wald mit verborgenen Pfaden, ein beschauliches kleines Dörfchen und herrliche SonnenaufgĂ€nge ĂŒber dem Meer schaffen zu Beginn eine AtmosphĂ€re, die jeden Reisekatalog bereichern wĂŒrde.

Noch vor der zweihundertsten Seite verlagert sich das Geschehen dann plötzlich hauptsĂ€chlich in die NĂ€chte. Unheimliche Schatten, rasante Verfolgungsjagden, riskante Kletterpartien und die EnthĂŒllung manchen Geheimnisses wechseln jetzt das beschauliche Treiben ab und ziehen den Leser ganz in ihren Bann. Fiel es mir am Anfang noch schwer, mich in das Geschehen einzufinden, so habe ich die letzten 150 Seiten an einem Abend runtergelesen. Wenn man bedenkt, dass der Roman insgesamt nur 350 Seiten hat, ist das ein betrĂ€chtlicher Teil, der wirklich fesselnd ist.

Auch die Auflösung hat mir sehr gut gefallen. Wie schon im Verlauf der Geschichte zu erahnen ist, handelt es sich nicht um eine rationale ErklĂ€rung, sondern geht ins Phantastische. Nichtsdestotrotz ist die Auflösung sowohl sinnvoll und logisch als auch außergewöhnlich und faszinierend. Sie ist keineswegs vorherzusehen und beantwortet alle Fragen.

Fazit: Ein wirklich tolles Buch. Ein fĂŒr alle Altersklassen zu empfehlendes LesevergnĂŒgen, dass spannend, tiefgrĂŒndig und einfach anders ist. Zu bemĂ€ngeln ist einzig und allein, dass es viel zu kurz ist. Mein erster, aber auf keinen Fall letzter Roman von Ruiz Zafon.

geschrieben am 15.02.2010 | 742 Wörter | 4335 Zeichen

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