
| ISBN | 3596186714 | |
| Autor | C.J. Sansom | |
| Verlag | Fischer Taschenbuch | |
| Sprache | deutsch | |
| Seiten | 647 | |
| Erscheinungsjahr | 2010 | |
| Extras | - |

Matthew Shardlake, ist in London im Jahr 1543 Anwalt. Die Kulisse fĂŒr den historischen Kriminalroman von C.J. Sanson ist also London zur Zeit Heinrichs VIII. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen vor allem die Wirren um Konfessionen, der Umgang mit vermeintlich geistig VerrĂŒckten und vor allem diverse Morde, die in und um London stattfinden. Zwar verwundert es, dass der erste Mord erst nach guten 100 Seiten vonstatten geht und der Leser das Opfer noch zu Beginn kennen und lieben lernt, dennoch baut sich die Spannung im Buch ab diesem Moment langsam, aber dafĂŒr kontinuierlich auf.

Roger Elliards Leiche, ebenfalls Anwalt und zudem bester Freund von Shardlake, wird an Ostern gefunden. Elliards ist grausam in einem zugefrorenen Brunnen verblutet. Das skurrile Szenario findet im Eiltempo auch das Gehör Shardlakes und mit seinem Versprechen den Mordfall aufzuklÀren schraubt sich die Spirale von Gewalt und Geheimnissen in die Tiefe des Buches.
Der vierte Band um den Anwalt als England setzt wohl die Reihe der vorhergegangenen BĂ€nde fort, dennoch ist es nicht zwingend notwendig Kenntnis von den drei zuvor spielenden Geschichten zu besitzen. Obwohl hin und wieder verschiedene Andeutungen auf frĂŒhere Ereignisse im Buch Anklang finden, regen sie doch nur primĂ€r das Interesse des Lesers an Shardlakes Leben vor dem bestialischen Mord an seinem besten Freund, als dass ihre Kenntnis zwingend notwendig zum Verstehen des Buches wĂ€ren.
Aber genau die Haltung Shardlakes nach dem Tod seines besten Freundes ist es, die mit unter verwirrend erscheint: Auf der einen Seite zeigt sich der Anwalt bestĂŒrzt, ĂŒbernimmt FĂ€lle seines verstorbenen Kollegen und kĂŒmmert rĂŒhrend um die Witwe des Opfers, seine ehemalige Jugendliebe, distanziert er sich doch dann sehr rasch von dem Vorfall als noch weitere Morde in London Einzug erhalten. Mit jedem weiteren Mord, nĂ€hert sich Shardlake immer nĂ€her und doch auch auf Umwegen dem Mörder, sowie seiner Gesinnung, denn mit dem âBuch des Teufelsâ wird nichts anderes in Verbindungen gebracht als die Offenbarung des Johannes. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn sich das Buch stark auf die Wirren der Konfessionen und ihre Begleiterscheinungen fokussiert.
Entscheidet man sich fĂŒr das Buch, so entscheidet man sich fĂŒr einen spannungsgeladenen, bisweilen doch auch sehr lang ausgemalten Krimi, der in einem durchaus religiös geartetem Milieu spielt. Die inneren Gewissenskonflikte und seine agnostizistische Haltung beleuchten aber das Gesamtbild von einer kritischen Seite her. Seine Empfindungen sind im Hinblick auf seine âGlaubenskriseâ sehr wohl nachvollziehbar, dennoch stellt er sich bisweilen als zu glatter Held in schimmernder RĂŒstung, wenn auch mit Buckel dar, so dass der Charakter an manchen Stellen Gefahr lĂ€uft als zu oberflĂ€chlich zu erscheinen.
FĂŒr alle Liebhaber von historischen Kriminalromanen, C.J. Sansom und Matthew Shardlake gibt das an die 700 Seiten umfassende Buch einen Einblick in London von 1543 aus der Sicht eines Buckligen, gespickt mit religiösen Motiven und gewĂŒrzt mit den mysteriösen Anspielungen auf groĂe Ereignisse. Die BrutalitĂ€t der Beschreibung von Gewalt und Mord ist jedoch nichts fĂŒr zartbesaitete GemĂŒter. Das Buch ist also fĂŒr eine Ă€ltere Leserschaft zu empfehlen und sollte nicht unbedingt Kindern in die HĂ€nde gegeben werden. Schon gar nicht, wenn Erziehungsberechtigte das Buch nicht gelesen haben.
geschrieben am 26.02.2011 | 512 Wörter | 2924 Zeichen
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