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Der vierzehnte Stein


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Rezension von

André Kesper

Der vierzehnte Stein Wenn ein Toter weiter mordet Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg ist kein Vorbild. Er lässt seine Geliebte schmählich sitzen, spricht mit seinen Mitarbeitern nur, wenn es ihm passt, läuft bisweilen stundenlang und ziellos in heruntergekommenen Quartieren herum, und hin und wieder betrinkt er sich gar bis zur Erbärmlichkeit. Doch wer selbst nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens steht und ab und an vom Alltag gebeutelt wird, erkennt in der skurrilen Figur manchmal die eigene Seele wieder: Grüblerisch, unberechenbar, liebesbedürftig zeichnet die Autorin ihre Hauptfigur auch in ihrem neuesten Werk. Die Pariser Archäologin Fred Vargas schreibt seit Jahren Romane, die die französischen Bestsellerlisten anführen. Der Durchbruch ist ihr dabei wohl mit der Kreation des eigenbrötlerischen, hochsensiblen Kommissars in "Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord" gelungen, in dem die brillanten und witzigen Dialoge zwischen dem intuitiv handelnden Adamsberg und seinem logisch denkenden, hoch intelligenten Stellvertreter Danglard höchstes Lesevergnügen bereiten. Wer süffige Krimis und ehrenwerte Polizisten vom Schlage eines Guido Brunetti mag, wird sich mit dem kantigen Bergler Adamsberg vielleicht nur schwer anfreunden, wer ein Faible für urige Originale hat, für Menschen, die vom Leben und von sich selbst immer wieder gefordert und überfordert werden, wird ihn umgehend ins Herz schliessen. "Der vierzehnte Stein" ist die Geschichte einer quälenden Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit: Unvorbereitet wird Adamsberg eines Abends vom Trauma seines Lebens eingeholt. Die Begegnung mit dem Symbol eines lange zurückliegenden Dramas lösen Angst und Verwirrung aus, der Kommissar wird unvermittelt in die Zeit zurück versetzt, als er einen geliebten Menschen verlor; und was erfolgreich verdrängt schien, ergreift aufs Neue schmerzhaft Besitz von seiner Gedanken- und Gefühlswelt. Da kommt eine Bildungsreise ins ferne Kanada vielleicht gerade recht. Doch am Ufer des Ottawa River verliert Adamsberg endgültig den Boden unter den Füssen: Die grosse Liebe seines Lebens zeigt sich für einen kurzen Moment, und eine neue Beziehung nimmt ihn gleichzeitig ebenso verführerisch wie selbstverständlich gefangen! Die Jagd ist lanciert, wer aber ist Jäger, und wer ist Gejagter? Adamsberg nimmt noch einmal die Spur seines grossen, vor sechzehn Jahren verstorbenen, Widersachers auf und heftet sich dem mächtigen Richter mit dem Dreizack an die Fersen. Seine Jagd wird zum unerbittlichen Wettlauf, denn der Kommissar selbst gerät ihn einen erdrückenden, ungeheuerlichen Verdacht, der ihn taumeln lässt! Ob Vargas bewusst ist, welches literarische Juwel sie mit "dem vierzehnten Stein" geschaffen hat? Klasse hatte sie schon lange, aber mit diesem Roman erklimmt sie eine weitere Qualitätsstufe in der Kriminalbelletristik! Sie malt wunderbare Portraits, lässt ihre Leser/innen hoffen, zweifeln und erschrecken, verlässt ausgetretene Pfade und überrascht noch auf der letzten Seite mit einer Entwicklung der Geschichte, die nicht voraussehbar war. Nach atemberaubenden Lesestunden legt man dieses Buch nur ungern zur Seite! Nichts gegen Mankell, Nesser und Chrichton - ich warte auf einen neuen Vargas!

Wenn ein Toter weiter mordet

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Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg ist kein Vorbild. Er lässt seine Geliebte schmählich sitzen, spricht mit seinen Mitarbeitern nur, wenn es ihm passt, läuft bisweilen stundenlang und ziellos in heruntergekommenen Quartieren herum, und hin und wieder betrinkt er sich gar bis zur Erbärmlichkeit. Doch wer selbst nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens steht und ab und an vom Alltag gebeutelt wird, erkennt in der skurrilen Figur manchmal die eigene Seele wieder: Grüblerisch, unberechenbar, liebesbedürftig zeichnet die Autorin ihre Hauptfigur auch in ihrem neuesten Werk.

Die Pariser Archäologin Fred Vargas schreibt seit Jahren Romane, die die französischen Bestsellerlisten anführen. Der Durchbruch ist ihr dabei wohl mit der Kreation des eigenbrötlerischen, hochsensiblen Kommissars in "Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord" gelungen, in dem die brillanten und witzigen Dialoge zwischen dem intuitiv handelnden Adamsberg und seinem logisch denkenden, hoch intelligenten Stellvertreter Danglard höchstes Lesevergnügen bereiten. Wer süffige Krimis und ehrenwerte Polizisten vom Schlage eines Guido Brunetti mag, wird sich mit dem kantigen Bergler Adamsberg vielleicht nur schwer anfreunden, wer ein Faible für urige Originale hat, für Menschen, die vom Leben und von sich selbst immer wieder gefordert und überfordert werden, wird ihn umgehend ins Herz schliessen.

"Der vierzehnte Stein" ist die Geschichte einer quälenden Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit: Unvorbereitet wird Adamsberg eines Abends vom Trauma seines Lebens eingeholt. Die Begegnung mit dem Symbol eines lange zurückliegenden Dramas lösen Angst und Verwirrung aus, der Kommissar wird unvermittelt in die Zeit zurück versetzt, als er einen geliebten Menschen verlor; und was erfolgreich verdrängt schien, ergreift aufs Neue schmerzhaft Besitz von seiner Gedanken- und Gefühlswelt. Da kommt eine Bildungsreise ins ferne Kanada vielleicht gerade recht. Doch am Ufer des Ottawa River verliert Adamsberg endgültig den Boden unter den Füssen: Die grosse Liebe seines Lebens zeigt sich für einen kurzen Moment, und eine neue Beziehung nimmt ihn gleichzeitig ebenso verführerisch wie selbstverständlich gefangen!

Die Jagd ist lanciert, wer aber ist Jäger, und wer ist Gejagter? Adamsberg nimmt noch einmal die Spur seines grossen, vor sechzehn Jahren verstorbenen, Widersachers auf und heftet sich dem mächtigen Richter mit dem Dreizack an die Fersen. Seine Jagd wird zum unerbittlichen Wettlauf, denn der Kommissar selbst gerät ihn einen erdrückenden, ungeheuerlichen Verdacht, der ihn taumeln lässt!

Ob Vargas bewusst ist, welches literarische Juwel sie mit "dem vierzehnten Stein" geschaffen hat? Klasse hatte sie schon lange, aber mit diesem Roman erklimmt sie eine weitere Qualitätsstufe in der Kriminalbelletristik! Sie malt wunderbare Portraits, lässt ihre Leser/innen hoffen, zweifeln und erschrecken, verlässt ausgetretene Pfade und überrascht noch auf der letzten Seite mit einer Entwicklung der Geschichte, die nicht voraussehbar war. Nach atemberaubenden Lesestunden legt man dieses Buch nur ungern zur Seite!

Nichts gegen Mankell, Nesser und Chrichton - ich warte auf einen neuen Vargas!

geschrieben am 30.10.2005 | 457 Wörter | 2756 Zeichen

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