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Die Gegenspieler


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Rezension von

Hiram Kümper

Die Gegenspieler Wir befinden uns im 12. Jahrhundert. Friedrich I., der rotbärtige ‚Barbarossa’, für Viele zugleich Ideal- und Zerrbild hochmittelalterlichen Kaisertums, sucht die staufische Macht im Reich, vor allem im aufmüpfigen Italien, zu sichern. Zugleich hegt man Kreuzzugspläne gegen die heidnischen Muslime. Nur einer verweigert die Hilfe: Ausgerechnet Friedrichs Vetter Heinrich, der mächtige Sachsenherzog, dessen stolzes Gemüt ohnehin meist Scherereien bringt. Die eigenständige Versetzung der Brücke und Münzpräge von Föhring, der wir die Entstehung Münchens verdanken, ist da nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Mitten in diese spannungsreiche Zeit entführt uns der neue Roman des Hamburger Journalisten Paul Barz. Ganz neu ist, das muss man anmerken, die Thematik bei Barz nicht. Schon einer seiner früheren Romane wandte sich der schillernden Gestalt des streitbaren Sachsenherzogs zu. Neu sind eigentlich auch die konkreten Handlungssituationen zwischen Herrschern und Beherrschten, Rittern und Damen, christlichen Kriegern und heidnischen Feinden nicht. Wenn dabei die Doppelbödigkeit des vielzitierten Ritterethos zwischen höfischer Galanterie und mafiosem Brutalo selbst schon wieder Klischee wird, das die alte Romantik des hehren Minnesängers, wie sie noch der heute so leicht als kitschig empfundene Roman der Großelterngeneration vorstellte, nur ablöst und an die neuen Lesebedürfnisse nach Sex, Crime und Action anpasst, so kann man das schlechterdings auch Barz nicht vorwerfen. Die meisten Mittelalter-Romane haben sich dieser mit viel gutem Willen falsch verstandenen Realitätsnähe verschrieben – und vielleicht ist sie auch das kleinere Übel gegenüber den gebetsmühlenartig moralisierenden Tugendanleitungen der Jahrhundertwende. Spannend, das muss man Barz lassen, ist seine Geschichte allemal. Sie ist es aber weniger, weil hier den Akteuren ein historisches Gewand übergestülpt wurde, sondern weil Barz es versteht, geschlossene Charaktere zu entwerfen, die viel Glaubwürdigkeit besitzen. Das Historische wird da – zum Glück, kann man sagen – nur noch Beiwerk. Den Konflikt zwischen dem privilegierten Friedrich und dem Macher Heinrich hätte ich gerne, lieber noch vielleicht, in einer Geschichte des 20. Jahrhunderts als Leser miterlebt.

Wir befinden uns im 12. Jahrhundert. Friedrich I., der rotbärtige ‚Barbarossa’, für Viele zugleich Ideal- und Zerrbild hochmittelalterlichen Kaisertums, sucht die staufische Macht im Reich, vor allem im aufmüpfigen Italien, zu sichern. Zugleich hegt man Kreuzzugspläne gegen die heidnischen Muslime. Nur einer verweigert die Hilfe: Ausgerechnet Friedrichs Vetter Heinrich, der mächtige Sachsenherzog, dessen stolzes Gemüt ohnehin meist Scherereien bringt. Die eigenständige Versetzung der Brücke und Münzpräge von Föhring, der wir die Entstehung Münchens verdanken, ist da nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Mitten in diese spannungsreiche Zeit entführt uns der neue Roman des Hamburger Journalisten Paul Barz. Ganz neu ist, das muss man anmerken, die Thematik bei Barz nicht. Schon einer seiner früheren Romane wandte sich der schillernden Gestalt des streitbaren Sachsenherzogs zu. Neu sind eigentlich auch die konkreten Handlungssituationen zwischen Herrschern und Beherrschten, Rittern und Damen, christlichen Kriegern und heidnischen Feinden nicht. Wenn dabei die Doppelbödigkeit des vielzitierten Ritterethos zwischen höfischer Galanterie und mafiosem Brutalo selbst schon wieder Klischee wird, das die alte Romantik des hehren Minnesängers, wie sie noch der heute so leicht als kitschig empfundene Roman der Großelterngeneration vorstellte, nur ablöst und an die neuen Lesebedürfnisse nach Sex, Crime und Action anpasst, so kann man das schlechterdings auch Barz nicht vorwerfen. Die meisten Mittelalter-Romane haben sich dieser mit viel gutem Willen falsch verstandenen Realitätsnähe verschrieben – und vielleicht ist sie auch das kleinere Übel gegenüber den gebetsmühlenartig moralisierenden Tugendanleitungen der Jahrhundertwende. Spannend, das muss man Barz lassen, ist seine Geschichte allemal. Sie ist es aber weniger, weil hier den Akteuren ein historisches Gewand übergestülpt wurde, sondern weil Barz es versteht, geschlossene Charaktere zu entwerfen, die viel Glaubwürdigkeit besitzen. Das Historische wird da – zum Glück, kann man sagen – nur noch Beiwerk. Den Konflikt zwischen dem privilegierten Friedrich und dem Macher Heinrich hätte ich gerne, lieber noch vielleicht, in einer Geschichte des 20. Jahrhunderts als Leser miterlebt.

geschrieben am 14.11.2005 | 311 Wörter | 1986 Zeichen

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