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Honig


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Honig Wenn man einem großen Autor nach langen Jahren der Abstinenz einmal wieder Auge und Geist leiht, ist die Erwartung entsprechend groß. Die Erwartung wurde in diesem Fall auch nicht enttäuscht. Das neue Buch von Ian McEwan ist ein großartiger Beweis seiner schriftstellerischen Fähigkeiten und lässt den Leser am Ende mit der Überlegung zurück, ob man das Buch ob der Überraschung am Ende nicht besser noch einmal lesen sollte, um keinen möglichen Hinweis übersehen zu haben. Dabei ist die Überraschung eine Mischung aus Form und Inhalt. McEwan versucht sich nicht etwa am Klassiker des Buches im Buch, was man anfangs vermuten könnte, denn er integriert Erzählungen in die Romanhandlung. Am Ende jedoch präsentiert sich der Roman - ja als was eigentlich? Als literarisch geschlossenes Mobile, das die Erzählposition aufbricht, um von der kurzzeitig betretenen Meta-Ebene direkt wieder in die Erzählposition des Anfangs zurückzuspringen. Das Ende ist der Anfang ist Ende. Formal genial und man erhält keinen konkreten Ansatzpunkt im Text, um den Kreisel zu durchbrechen. Worum geht es inhaltlich? Die Protagonistin Serena Frome wird als schönes und kluges Mädchen beschrieben, das wider ihrem Wunsch nach einem Englisch-Studium auf Geheiß der Eltern ein Mathematik-Studium in Cambridge aufnimmt. Dort kommt sie über Umwege in Kontakt mit einem Mitarbeiter des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5. Dies beginnt erst als eine der zahlreichen Liebesaffären von Serena und mündet in eine intellektuelle Unterweisung mit dem Ziel, Serena als Mitarbeiterin des MI5 zu rekrutieren. Dass sich später herauszustellen scheint, dass man den Mitarbeiter als Doppelagenten vermutete und Serena nur einstellte um über sie an die dahinter liegenden Quellen zu kommen, ist nur eines von vielen schönen Beispielen, dass man sich bei nichts und niemandem sicher sein konnte. Die Wahrheit war unbestimmbar, Sein und Schein konnten ständig wechseln und nur wenige hatten tatsächlich das Heft des Handelns und das umfassende Wissen in der Hand. Die Handlung spielt im Jahr 1972 und die Bedrohungen des kalten Krieges und der Ölkrise werden langsam abgelöst vom Kampf um Nordirland. Der Geheimdienst will aber die Fronten des kalten Krieges noch nicht aufgeben und beabsichtigt, nach dem Vorbild der CIA, auch die kulturelle Einflussnahme voranzubringen. Dazu sollen Schriftsteller und Intellektuelle gefördert werden, deren politische Haltung der Staatsmacht genehm ist. Die Operation trägt den Codenamen „Honig“. Serena scheint aufgrund ihrer Eigenschaft als leidenschaftliche Leserin - aber natürlich auch aufgrund ihres blendenden Aussehens - die perfekte Besetzung als Kontaktperson zu sein, um den aufstrebenden jungen Autor Tom Haley für das Projekt zu gewinnen: er soll durch eine auf unerkannten Wegen vom MI5 finanzierten Stiftung gefördert werden, um ganz im Sinne der Propaganda zu schreiben und zu veröffentlichen. Für Serena ist es zudem ein Weg, endlich aus der zuvor monotonen und anödenden Sekretärinnentätigkeit auf der untersten Ebene des MI5 zu entfliehen. Serena ist von den Erzählungen des Autors angetan, dann begegnet sie ihm und verliebt sich in ihn - und er in sie. Der erste Roman ist dann gar nicht nach dem Geschmack des MI5. Trotz der Liebe muss Serena ständig ihre Legende aufrecht erhalten, ein eifersüchtiger Vorgesetzter intrigiert gegen das Projekt, lässt Haley und Serena auffliegen und am Ende erwartet man eigentlich den großen Knall. Und dann kommt es doch ganz anders und die Geschichte speist sich aus sich selbst - brillant. Der Erzählduktus plätschert angenehm dahin, man wähnt sich bisweilen wie beim gemütlichen High Tea. Die historischen und politischen Ereignisse und Stimmungen werden trefflich eingefangen, Sprache, gesellschaftliche Vorstellungen und die reale Lebenswelt sind nachvollziehbar authentisch gestaltet worden. Der Spannungsbogen steigt insgesamt nur leicht, sodass man das dargebotene Ende nicht nur deshalb innerlich ablehnen müsste, weil man auf eine Art Showdown gehofft hatte - ein solcher hätte nicht zum vorherigen Stil gepasst. Schön sind auch die vielen Zitate und Anspielungen McEwans, sowohl auf eigene Werke als auch auf Kollegen, selbst wenn dabei manch kleine Spitze enthalten ist. Nachteilig muss allerdings angemerkt werden, dass zur Vorbereitung auf den literarischen Kniff am Ende, die Agentengeschichte und der politische Hintergrund zugunsten der Liebesgeschichte stark reduziert werden.

Wenn man einem großen Autor nach langen Jahren der Abstinenz einmal wieder Auge und Geist leiht, ist die Erwartung entsprechend groß. Die Erwartung wurde in diesem Fall auch nicht enttäuscht. Das neue Buch von Ian McEwan ist ein großartiger Beweis seiner schriftstellerischen Fähigkeiten und lässt den Leser am Ende mit der Überlegung zurück, ob man das Buch ob der Überraschung am Ende nicht besser noch einmal lesen sollte, um keinen möglichen Hinweis übersehen zu haben. Dabei ist die Überraschung eine Mischung aus Form und Inhalt. McEwan versucht sich nicht etwa am Klassiker des Buches im Buch, was man anfangs vermuten könnte, denn er integriert Erzählungen in die Romanhandlung. Am Ende jedoch präsentiert sich der Roman - ja als was eigentlich? Als literarisch geschlossenes Mobile, das die Erzählposition aufbricht, um von der kurzzeitig betretenen Meta-Ebene direkt wieder in die Erzählposition des Anfangs zurückzuspringen. Das Ende ist der Anfang ist Ende. Formal genial und man erhält keinen konkreten Ansatzpunkt im Text, um den Kreisel zu durchbrechen.

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Worum geht es inhaltlich? Die Protagonistin Serena Frome wird als schönes und kluges Mädchen beschrieben, das wider ihrem Wunsch nach einem Englisch-Studium auf Geheiß der Eltern ein Mathematik-Studium in Cambridge aufnimmt. Dort kommt sie über Umwege in Kontakt mit einem Mitarbeiter des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5. Dies beginnt erst als eine der zahlreichen Liebesaffären von Serena und mündet in eine intellektuelle Unterweisung mit dem Ziel, Serena als Mitarbeiterin des MI5 zu rekrutieren. Dass sich später herauszustellen scheint, dass man den Mitarbeiter als Doppelagenten vermutete und Serena nur einstellte um über sie an die dahinter liegenden Quellen zu kommen, ist nur eines von vielen schönen Beispielen, dass man sich bei nichts und niemandem sicher sein konnte. Die Wahrheit war unbestimmbar, Sein und Schein konnten ständig wechseln und nur wenige hatten tatsächlich das Heft des Handelns und das umfassende Wissen in der Hand. Die Handlung spielt im Jahr 1972 und die Bedrohungen des kalten Krieges und der Ölkrise werden langsam abgelöst vom Kampf um Nordirland. Der Geheimdienst will aber die Fronten des kalten Krieges noch nicht aufgeben und beabsichtigt, nach dem Vorbild der CIA, auch die kulturelle Einflussnahme voranzubringen. Dazu sollen Schriftsteller und Intellektuelle gefördert werden, deren politische Haltung der Staatsmacht genehm ist. Die Operation trägt den Codenamen „Honig“. Serena scheint aufgrund ihrer Eigenschaft als leidenschaftliche Leserin - aber natürlich auch aufgrund ihres blendenden Aussehens - die perfekte Besetzung als Kontaktperson zu sein, um den aufstrebenden jungen Autor Tom Haley für das Projekt zu gewinnen: er soll durch eine auf unerkannten Wegen vom MI5 finanzierten Stiftung gefördert werden, um ganz im Sinne der Propaganda zu schreiben und zu veröffentlichen. Für Serena ist es zudem ein Weg, endlich aus der zuvor monotonen und anödenden Sekretärinnentätigkeit auf der untersten Ebene des MI5 zu entfliehen. Serena ist von den Erzählungen des Autors angetan, dann begegnet sie ihm und verliebt sich in ihn - und er in sie. Der erste Roman ist dann gar nicht nach dem Geschmack des MI5. Trotz der Liebe muss Serena ständig ihre Legende aufrecht erhalten, ein eifersüchtiger Vorgesetzter intrigiert gegen das Projekt, lässt Haley und Serena auffliegen und am Ende erwartet man eigentlich den großen Knall. Und dann kommt es doch ganz anders und die Geschichte speist sich aus sich selbst - brillant.

Der Erzählduktus plätschert angenehm dahin, man wähnt sich bisweilen wie beim gemütlichen High Tea. Die historischen und politischen Ereignisse und Stimmungen werden trefflich eingefangen, Sprache, gesellschaftliche Vorstellungen und die reale Lebenswelt sind nachvollziehbar authentisch gestaltet worden. Der Spannungsbogen steigt insgesamt nur leicht, sodass man das dargebotene Ende nicht nur deshalb innerlich ablehnen müsste, weil man auf eine Art Showdown gehofft hatte - ein solcher hätte nicht zum vorherigen Stil gepasst. Schön sind auch die vielen Zitate und Anspielungen McEwans, sowohl auf eigene Werke als auch auf Kollegen, selbst wenn dabei manch kleine Spitze enthalten ist. Nachteilig muss allerdings angemerkt werden, dass zur Vorbereitung auf den literarischen Kniff am Ende, die Agentengeschichte und der politische Hintergrund zugunsten der Liebesgeschichte stark reduziert werden.

geschrieben am 24.11.2013 | 650 Wörter | 3791 Zeichen

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