ISBN | 3833213248 | |
Buchreihe | Spellforce - Shaikan-Zyklus | |
Autor | Uschi Zietsch | |
Verlag | Dino Entertainment | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 307 | |
Erscheinungsjahr | 2006 | |
Extras | - |
Es ist die Zeit einige Jahre vor der Konvokation, dem Tag, an welchem -wie auch immer- ein Komet eine totale Sternenfinsternis verursachen und gewaltige magische Energien entfesseln wird. Dreizehn mĂ€chtige Magier, einstmals VerbĂŒndete, nun Feinde ĂŒberziehen den Kontinent Fiara auf der Welt Eo mit Krieg und Verheerung, um sich in eine optimale Ausgangsposition fĂŒr die Nutzung dieser Energie zu bringen.
âWindflĂŒstererâ erzĂ€hlt die Geschichte des jungen Goren, der -von Ruorim mit Gewalt gezeugt- als SeelengefÀà fĂŒr den mĂ€chtigen Urahnen der drachenblĂŒtigen Shaikan, Malacay, dienen soll, damit dieser wĂ€hrend des HimmelsphĂ€nomens göttliche Macht erlange. Doch die beiden Verschwörer haben ihre Rechnung ohne Gorens Mutter gemacht. Noch am Tag ihrer Vergewaltigung flieht sie aus Shaikur ins lyrainische Exil. Dort wĂ€chst das Kind zu einem jungen Mann heran, der sich nicht nur als begnadeter KĂ€mpfer erweist sondern auch mit der magischen Gabe gesegnet wird, aus dem FlĂŒstern der Winde die Zukunft vorherzusagen.
An seinen siebzehnten Geburtstag jedoch holt ihn seine Vergangenheit ein als sein Vater mit einem Heer vor den Toren Lyraines auftaucht. Zwar kann Goren im Gegensatz zu seiner Mutter entkommen, doch kurz darauf gerĂ€t er in die FĂ€nge von Orks und Trollen. GedemĂŒtigt, versklavt, mehr tot als lebendig ĂŒbersteht Goren die freudlosen Tage in der Gewalt der Kreaturen. Wiederum gelingt ihm zusammen mit einigen anderen Gefangen, die ihm fortan als GefĂ€hrten zur Seite stehen, die Flucht. Doch sein Shaikan-Erbe lĂ€sst ihn nicht los, denn in ihm gewinnt Malacays Seele von Tag zu Tag an StĂ€rke, sodass er den verrĂ€terischen EinflĂŒsterungen des Drachenmagiers immer schwerer widerstehen kann. Um sich zu befreien, beschlieĂt er, sich seinem Vater im Kampf zu stellen und unterliegt ... vorerst.
Was mich âWindflĂŒstererâ hoffnungsvoll entgegenblicken lieĂ seit ich die erste AnkĂŒndigung des Bandes las, war die Tatsache, dass mit Uschi Zietsch eine weitere deutschsprachige Autorin in die Phalanx der anglo-amerikanischen Gamenovelisations-âSpezialistenâ gestoĂen ist. Zudem kannte ich vom Spellforce-Hintergrund weniger als ein paar Namen und freute mich daher auf eine neue, exotische Fantasy-Welt. Tja! Pustekuchen! Vergeblich gehofft! Mag sein, dass die Welt von Spellforce, Eo, tatsĂ€chlich exotisch oder originell ist und Raum fĂŒr aufregende, spannende, unterhaltsame Geschichten bietet, in Zietsch-Roman jedenfalls kommt davon nichts -rein gar nichts- an.
âWindflĂŒstererâ gehört zu den Romanen, ĂŒber die zu flĂŒstern schon zuviel der Aufmerksamkeit wĂ€re und die unter dem Mantel des Schweigens besser aufgehoben wĂ€ren. Allein, hab ich eine Wahl? Nein!
Zietschâ Geschichte strotzt so vor hinlĂ€nglich bekannten und unzĂ€hlige Male gelesenen Fantasy-Klischees und -Stereotypen -sowohl auf der Handlungs- als auch auf der Figurenebene-, dass man von Beginn an versucht ist, diesen wiedergekauten Fantasy-Brei durch Auslassen ganzer Passagen möglichst schnell hinunter zu wĂŒrgen. SĂ€mtliche Figuren -einschlieĂlich des Hauptprotagonisten- sind platte, hölzerne Charaktere, begrenzt auf (zu) wenige Eigenschaften und zudem ohne jegliche Ambivalenz. Die Bösen sind böse und hĂ€sslich, die Guten gut und schön. Diesem formelhaften, kleinkindlichen Schema entsprechen bis zum i-TĂŒpfelchen die Aktionen insbesondere von Gorens Kameraden, die in ihrer Art zu vertrauen, zu verurteilen und zu vergeben eine geradezu abstruse NaivitĂ€t an den Tag legen. So kindlich die Helden, so lĂ€cherlich einfallslos die Schurken. Gerade Malacay legt bei seinem Versuch, den Jungen zu ĂŒbernehmen, soviel Raffinesse und Geschick an den Tag, dass einem der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen dagegen wie eine Prima Ballerina erscheinen muss
Eine einzige Stelle im ganzen Buch vermittelt die schwache Andeutung von EigenstĂ€ndigkeit; und zwar als Zietsch Gorens Mitstreiter und seinen alten Widersacher âsich selbstâ vorstellen lĂ€sst. Dieses ist zwar ein sehr simpler, bequemer Weg, Figuren einzufĂŒhren, weil es kaum einer kunstvollen Einbindung in die Geschichte bedarf -ein einfaches LagerfeuergesprĂ€ch reicht aus-, nichtsdestotrotz stellt es ein eher unĂŒbliches Vorgehen dar. Bedauerlicherweise verkommt die Sache dadurch zu vordergrĂŒndiger, billiger Effekthascherei, dass von Malacay bis zu Weylin Mondauge jeder Charakter in der gleichen Art und Weise -nĂ€mlich der der Autorin- von sich erzĂ€hlt und damit die vorauszusetzenden Unterschiede in der Sozialisation zumindest in der Sprache nicht deutlich werden. Man kann also davon ausgehen, dass diese Art der EinfĂŒhrung tatsĂ€chlich nur auf Zietschâ Bequemlichkeit zurĂŒckzufĂŒhren ist.
Das Bedauerlichste aber ist, dass es der Autorin nicht gelingt, die Welt Eo auch nur mit einem Funken von Leben zu fĂŒllen: geografische Gegebenheiten werden vage und grob beschrieben -wenn ĂŒberhaupt-, und auch die AusfĂŒhrungen zu Völkern, politischen Konstellationen, zu Magie und Götterwelt bleiben so verschwommen, dass sie ebenso austauschbar erscheinen wie die Protagonisten selbst. Ok; es gibt Leute, die nennen sich Shaikan; die haben Drachenblut in ihren Adern. Wie schön fĂŒr sie! Dann hĂ€ngen da noch irgendwo irgendwelche Zirkelmagier rum, die auf eine Konvokation warten. Toll! Und was machen die so in ihrer Freizeit, auĂer sich zu bekĂ€mpfen? Nichts, wenn es nach Zietsch geht!
Rein sprachlich liegt das Buch auf dem eines typischen Heft-Romans; der einfache Satzbau und wenig Fremdwörter machen den Roman auch fĂŒr einen ZehnjĂ€hrigen zu einer geeigneten -wenn auch langweiligen- LektĂŒre, zumal bluttriefende Szenen der Selbstzensur zum Opfer fielen.
Der Verriss wĂ€re ohne ein paar abschlieĂende Worte zur vorangestellten Karte und zum angehĂ€ngten Glossar nicht vollstĂ€ndig. Die Abbildung der Welt Eo beeindruckt vor allem -rein drucktechnisch- durch ihre Kontrastarmut, sodass die Identifikation von StĂ€dten/Orten sowie geographischen Besonderheiten zu einem kurzweiligen Ratespiel gerĂ€t. Das Glossar wiederum lĂ€sst sich mit den Attributen âlĂ€cherlichâ und âĂŒberflĂŒssigâ abschlieĂend kennzeichnen. Begriffe, die fĂŒr die Geschichte von Relevanz sind, werden nicht erlĂ€utert und das, was erlĂ€utert wird, ist fĂŒr die Geschichte entweder bedeutungslos oder absolut trivial. Lediglich der halbseitige Beitrag zur Konvokation ist informativ, wĂ€re aber in einem Vorwort deutlich besser aufgehoben.
Fazit: Die Warnung âUschi mach kein Quatschâ kommt fĂŒr diesen ersten, vollkommen misslungenen Spellforce-Roman leider zu spĂ€t. Bleibt zu hoffen, dass der zweite Teil jene originellen Fantasy-AnsĂ€tze bietet, die man im âWindflĂŒstererâ mit der Lupe sucht, um sie dann doch nicht zu finden.
geschrieben am 06.06.2006 | 938 Wörter | 5816 Zeichen
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