ISBN | 3608988033 | |
Autor | Raimund Schulz | |
Verlag | Klett-Cotta | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 496 | |
Erscheinungsjahr | 2025 | |
Extras | - |
Die Antike war eine Epoche tiefgreifender kultureller, wirtschaftlicher und politischer Ver?nderungen, die weit ?ber einzelne Reiche und Zivilisationen hinausging. W?hrend die klassische europ?ische Geschichtsschreibung lange Zeit den Fokus auf ?gypten, Griechenland und Rom legte, zeigen neuere Forschungserkenntnisse, das die antike Welt durch ein komplexes Geflecht von Handelsbeziehungen, diplomatischen Kontakt und kulturellem Austausch gepr?gt war.
Eine Globalgeschichte der Antike umfasst daher nicht nur den Mittelmeerraum, sondern auch die Regionen des Nahen Ostens, Afrikas, Indiens und Ostasiens, in denen sich unabh?ngig voneinander die Grundlagen der modernen Zivilisation herausbildeten. Von den fr?hesten nomadischen Gruppen bis zu den komplexen Imperien der R?mer, Perser und Chinesen entwickelte sich dabei eine Welt, die zunehmend durch Handel, den Austausch von Ideen, religi?sen Einfl?ssen und politischen Strukturen miteinander verflochten war. Von daher l?sst sich die Globalgeschichte der Antike, wie sie in der im Klett-Cotta Verlag k?rzlich erschienenen Publikation ?Welten im Umbruch ? Eine Globalgeschichte der Antike? des renommierten Althistorikers Raimund Schulz thematisiert wird, sehr treffend auch als ein dynamischer Prozess begreifen, in dem lokale Entwicklungen globale Wirkungen entfalten konnten.
Gegliedert in f?nf Kapitel, die 496 Seiten umfassen, pr?sentiert Raimund Schulz in seiner Publikation interessierten Lesern die erste vergleichbare Universalgeschichte der Antike, bei der er mehr als zwei Jahrtausende wechselvolle Menschheitsgeschichte umrei?t und dabei zahlreiche Kulturr?ume voller verbl?ffender Gemeinsamkeiten und Besonderheiten betritt, deren Einfluss bis in die Gegenwart zu sp?ren sind. Unwirklich mutet an, dass viele gro?e Kulturen und Reiche durch nomadische Eroberer begr?ndet wurden, die schon in der Antike globale Handelsbeziehungen ?ber teils riesige Distanzen kn?pften. Von daher ist es nicht verwunderlich, wenn Raimund Schulz seine Ausf?hrungen mit den Urspr?ngen menschlicher Gesellschaft beginnen l?sst. Schlie?lich lebten zu Beginn der Antike viele Menschen noch als Nomaden. Diese Lebensweise war ma?geblich durch Mobilit?t, kleiner?umige Gruppenstrukturen und eine enge Bindung zur Natur gepr?gt. Diese nomadische Gruppen jagten, sammelten und zogen ihren wild lebenden Herden hinterher. Die wichtigsten R?ume nomadischer Kulturen umspannten Zentralasien, die arabische Halbinsel, Nordafrika und auch Teile Europas. Ihre Flexibilit?t und Anpassungsf?higkeit erm?glichten es ihnen, gro?e Gebiete zu durchqueren, Wissen zu verbreiten und den Austausch zwischen sesshaft gewordenen Zivilisationen zu erleichtern. Zugleich war das Verh?ltnis von Sesshaften und Nomaden nicht immer friedlich, wobei nicht selten ?berf?lle, Tributzahlungen und Grenzkonflikte diese Beziehungen pr?gten. Mit der neolithischen Revolution begann die Sesshaftwerdung vieler dieser Gemeinschaften, die zur Entstehung erster St?dte f?hrte. Orte wie Uruk in Mesopotamien, Mohenjo-Daro im Industal oder Xi'an in China wurden zu wichtige Zentren von Verwaltung, Religion und Wirtschaft. St?dte boten neue M?glichkeiten der Organisation menschlichen Zusammenlebens: Arbeitsteilung, Schrift, Verwaltung und auch soziale Differenzierung nahmen folglich zu. Diese Urbanisierung war nicht lokal beschr?nkt. In verschiedenen Weltregionen ? im Fruchtbaren Halbmond, im Niltal, in Indien, China und Mittelamerika ? entstanden unabh?ngig voneinander urbane Zivilisationen. Zwischen diesen Regionen kam es zunehmend zu indirekten und sp?ter auch direkten Kontakten. Die St?dte entwickelten sich in der Folgezeit zunehmend zu Motoren der Innovation, zu Knotenpunkten im Netz des antiken Handels und zu Schaupl?tzen kultureller und politischer Auseinandersetzungen. Mit der Komplexit?t st?dtischer Gesellschaften ging aber auch das Bed?rfnis nach ?berregionaler Ordnung einher. So entstanden erste Imperien, die die Herrschaft ?ber gro?e Gebiete und heterogene Bev?lkerungen aus?bten. Das Akkadische Reich, das Neue Reich in ?gypten, das Perserreich unter den Ach?meniden, das Maurya-Reich in Indien, das chinesische Han-Reich und sp?ter das R?mische Imperium sind nur einige wenige Beispiele. Diese Imperien zeichneten sich durch administrative Effizienz, milit?rische St?rke und kulturelle Integration aus. Sie entwickelten Steuerwesen, Rechtssysteme und Infrastrukturen wie Stra?en oder Kan?le. Die Imperien waren aber auch weitl?ufige R?ume der Kommunikation und Mobilit?t. Beamte, H?ndler, Pilger, Soldaten und Sklaven bewegten sich durch die Weiten dieser Reiche und trugen zum Austausch von G?tern, Ideen und Technologien bei. Trotz geographischer Distanzen war die antike Welt erstaunlich stark vernetzt. Schon fr?h entwickelten sich Handelsrouten, die die verschiedenen Regionen miteinander verbanden ? etwa die Seidenstra?e zwischen China und dem Mittelmeerraum, die Gew?rzroute ?ber den Indischen Ozean oder Karawanenwege durch die Sahara. Waren wie Seide, Gew?rze, Edelsteine, Glas, Metalle, Textilien und Sklaven wurden ?ber weite Strecken transportiert, w?hrend die M?rkte in Rom, Alexandria, Palmyra, Persepolis, Pataliputra oder Luoyang Produkte aus entfernten Regionen anboten. Doch auch wirtschaftliche Konzepte wie Kreditwesen, Buchhaltung oder Handelsh?user entwickelten sich in der Antike. Diese wirtschaftliche Globalisierung war jedoch ungleichm??ig verteilt und h?ufig abh?ngig von politischen Rahmenbedingungen wie Frieden, Infrastruktur und staatlicher Kontrolle. Mit zunehmender Verflechtung der antiken Welt wurden aber auch religi?se und philosophische Ideen ?berregional wirksam. In Indien entwickelten sich der Hinduismus, der Buddhismus und der Jainismus, w?hrend in China Konfuzianismus, Daoismus und Legalismus wirkten. Im Mittelmeerraum pr?gten hingegen griechische Philosophie, r?mische Religion und das Judentum die Vorstellungen vom Menschen und der Welt. Im Laufe der Jahrhunderte ?berquerten diese Ideen zusammen mit den vielen Waren der H?ndler kulturelle und geographische Grenzen. Der Buddhismus breitete sich von Indien nach Zentralasien, China und weiter nach Korea und Japan aus. Griechische Philosophie wurde durch Alexander den Gro?en bis nach ?gypten und Persien verbreitet. Das Judentum wurde durch die Diaspora global pr?sent, w?hrend das fr?he Christentum im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. seine ersten Missionsgebiete erreichte. Diese Weltdeutungen boten nicht nur viele Antworten auf existentielle Fragen der Menschen jener Zeit, sondern waren auch Mittel der sozialen Ordnung und politischen Legitimation. So nutzen nicht zuletzt viele Herrscher religi?se Symbole zum Machterhalt, w?hrend religi?se Institutionen begannen, Bildungszentren und kulturelle Netzwerke zu etablieren.
Entgegen vielfacher Meinung war die antike Welt keine isolierte Ansammlung von Kulturen, sondern ein dynamisches Geflecht von Beziehungen, das durch Handel, Krieg, Migration und Ideenaustausch zusammengehalten wurde. Von den Nomaden bis zu den Metropolen des R?mischen Reiches l?sst sich die Antike daher als eine Epoche wachsender Globalisierung begreifen, deren Auswirkungen bis heute zu sp?ren sind. Die k?rzlich im Klett-Cotta Verlag erschienene Publikation ?Welten im Umbruch ? Eine Globalgeschichte der Antike? des renommierten Althistorikers Raimund Schulz offenbart dabei interessierten Lesern, dass viele der Entwicklungen und Errungenschaften, die wir heute als modern ansehen ? wie die Urbanisierung, Globalisierung und den interkulturellen Dialog ? ihre Wurzeln tief in der Vergangenheit haben und zeigt zugleich auf, dass bereits die Hochkulturen und Zivilisationen der Antike im engen Austausch miteinander standen, der nicht auf den Mittelmeerraum beschr?nkt war.
geschrieben am 18.04.2025 | 994 Wörter | 6742 Zeichen
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